Wunsch nach mehr politischer Wertschätzung der Realschule

Timm Kern und Rudi Fischer (FDP) zu Besuch bei der Geschwister-Scholl-Realschule Bad Urach
v.l.n.r.: Timm Kern, Maribel Martin Ramirez, Regine Zahner, Benjamin Ruf und Rudi Fischer

Wohin steuern die Realschulen? Diese Frage stand im Zentrum des Besuches der FDP-Landtagsabgeordneten Dr. Timm Kern und Rudi Fischer an der Geschwister-Scholl-Realschule in Bad Urach. Dabei wurde deutlich: Realschulen haben Zukunft – aber nur dann, wenn die politischen Rahmenbedingungen richtig gesetzt werden.

Empfangen wurden die Abgeordneten von Schulleiterin Maribel Martin Ramirez, ihrer Stellvertreterin Regine Zahner und Benjamin Ruf, Lehrer für Mathematik und Sport. Die eigenständige Pädagogik der Schulart Realschule, mit der Verbindung von Theorie und Praxis die Schülerinnen und Schüler in ihrer Lebensrealität abzuholen, sei dabei Leitlinie der GSR, so Schulleiterin Martin Ramirez. Diese Pädagogik werde stetig weiterentwickelt: „Wir bauen ständig neue Lernformen in unseren Unterricht ein. Die Zeiten von 45 Minuten Frontalunterricht sind bei uns längst vorbei“, so Martin Ramirez.

Dennoch gebe es immer wieder politische Kräfte, die versuchten, die Realschule als „veraltet“ darzustellen. Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag, Dr. Timm Kern, widerspricht dieser verzerrten Darstellung deutlich: „Für mich ist die Realschule eine der wichtigsten Schularten unseres Bildungssystems, weil sie für die Durchlässigkeit entscheidend ist“, zeigte er sich überzeugt. So sah es auch der lokale FDP-Abgeordnete Rudi Fischer: „Auch die lokale Wirtschaft vor Ort gibt mir immer wieder die Rückmeldung, dass Realschüler bei ihnen sehr begehrt sind – weil sie schon in der Schule praxisnah und mit hoher Qualität unterrichtet wurden und deshalb eine hohe Ausbildungsreife besitzen“.

Trotzdem gebe es unerklärliche Nachteile, die Realschulen in Baden-Württemberg durch bildungspolitische Entscheidungen hätten, erklärte Benjamin Ruf. Ein Beispiel seien die so genannten Poolstunden, die Schulen zusätzlich zugewiesen werden und die sie frei für individuelle Förderung oder besondere Projekte einsetzen können: „Wir haben in der Realschule die Poolstunden gekürzt bekommen – und das, obwohl wir hier auf verschiedenen Niveaustufen unterrichten müssen und die Poolstunden für individuelle Förderung enorm wichtig wären. Das beschneidet unsere Freiheit, die Schülerinnen und Schüler da abzuholen, wo sie stehen“. Andere Schularten wie die Gemeinschaftsschule hätten hingegen keine Kürzungen hinnehmen müssen.

Für die FDP-Landtagsabgeordneten Dr. Timm Kern und Rudi Fischer sind solche politischen Weichenstellungen gegen die Realschule völlig unverständlich. So kritisierte Dr. Timm Kern die Bildungspolitik der grün-geführten Landesregierungen in den letzten Jahren deutlich: „Wir haben seit 14 Jahren eine Unordnungs-Politik in der Bildung. Das Ziel einer Vereinheitlichung aller Schularten schadet am Ende allen Schülern, den leistungsstarken wie den leistungsschwächeren. Stattdessen brauchen wir ein erstklassiges Bildungssystem, das allen Kindern durch differenzierte Angebote gerecht wird!“ Rudi Fischer ergänzte, dass er befürchte, dass sonst immer mehr Familien aus dem schlechter werdenden staatlichen Schulsystem ins Privatschulsystem flüchteten.

Auch die Entlastung von Lehrkräften und Schulleitungen von unterrichtsfremden Aufgaben war Thema. Maribel Martin Ramirez und Regine Zahner berichteten als Schulleitung den Abgeordneten, dass die GSR aktuell eine 60%-Kraft für die Schulsozialarbeit habe. Jedoch wäre mehr nötig, um den wachsenden Bedarfen in diesem Bereich gerecht werden zu können. Auch eine Entlastung von Aufgaben, die mit der Digitalisierung der Schulen zusammenhängen, sei nötig. Dr. Timm Kern verwies hier auf die FDP-Position, digitale Hausmeister an den Schulen einzuführen.

Das Fazit von Maribel Martin Ramirez: „Die Realschule ist bei Eltern, Schülerinnen und Schülern und der Wirtschaft sehr beliebt und gefragt. Wir hoffen, dass das auch in der Landespolitik wieder stärker wahrgenommen wird und die Realschule als innovative Schulart wieder gestärkt wird.“ Dr. Timm Kern und Rudi Fischer sagten zu, sich in ihrer politischen Arbeit dafür nachdrücklich einzusetzen.