• Dr. Timm Kern führt Mittelstandsgespräch bei „Gutekunst KG“ in Pfalzgrafenweiler
  • Formfeder-Spezialist beschäftigt 100 Mitarbeiter
  • FDP-Politiker benennt Kernaufgaben Europas: Steuergerechtigkeit, Terrorabwehr, Migration

„Wir könnten noch schneller wachsen, aber uns fehlt das Personal dafür“, sagte Hagen Gutekunst. Der Geschäftsführer der Stahlverarbeitungsfirma „Gutekunst KG“ in Pfalzgrafenweiler empfing den Landtagsabgeordneten Dr. Timm Kern und erläuterte die Problematik des Fachkräftemangels. Wie viele kleine und mittelständische Betriebe im Landkreis Freudenstadt wird es für den Betrieb immer schwieriger, geeignetes Personal zu finden. „Einerseits ziehen große Betriebe ein Großteil des Personals ab. Andererseits bringt ein wesentlicher Teil der Jugendlichen nicht die nötige Ausbildungsreife mit. Das war in der Vergangenheit besser“, ergänzte Produktionsleiter Josef Sökler. Dies ist der Hauptgrund für die Kooperation mit einer Partnerfirma in Polen.

100 Mitarbeiter stellen in Pfalzgrafenweiler Federprodukte für über 5000 Kunden der Medizin- und Schienentechnik, sowie die Automobil- und Luftfahrtbranche her. 75 Prozent der Produkte gehen nach Deutschland, der Rest in die europäische Nachbarschaft. Den hohen Stellenwert der gemeinsamen Währung und des zollfreien Binnenmarkts erklärte Hagen Gutekunst am Beispiel der Schweiz: „Die Verzollung beim Export in die Schweiz ist ein großes Hindernis. Ohne die Vorteile der EU hätten wir nie so sehr wachsen und Jobs schaffen können.“ Für ihn und auch den Landespolitiker ist es völlig absurd, die Europäische Union grundsätzlich in Frage zu stellen. „Unser Wohlstand beruht auf dem Leben und Wirtschaften ohne Schlagbäume, Zölle und Währungsschwankungen“, sagte Kern. Gleichzeitig benannte der Freie Demokrat die wesentlichen Aufgaben Brüssels: „Statt einheitlichen Traktorensitzen brauchen wir Steuergerechtigkeit, damit globale Konzerne denselben Beitrag zum Gemeinwohl leisten wie der einheimische Handwerker. Statt um die Krümmung der Salatgurke muss sich die EU um eine gemeinsame Terrorabwehr und geschützte Außengrenzen kümmern.“

Aber auch die notwendigen Maßnahmen in Bund und Land waren Gesprächsthema. „Unsere Wertschöpfung findet an der Werkbank statt. Praxisnahe Fähigkeiten müssen auch im Schulwesen stärker im Blick sein, damit wieder mehr Jugendliche für Produktion, Entwicklung und Innovation in Unternehmen begeistert werden“, forderte Firmenchef Gutekunst. Diesem Ansatz stimmte der FDP-Bildungspolitiker zu und warnte vor einer Überbetonung akademischer Berufe durch die Politik. Abschließend stimmten die Gesprächspartner darin überein, dass die Mobilfunk- und Breitbandsituation im Landkreis angesichts der Digitalisierung inakzeptabel ist und diese Rahmenbedingungen besser sein müssen, damit das Innovations- und Qualitätssiegel „Made in Germany“ auch zukünftig einen weltweiten Namen hat.