- Früherer Bundesvorsitzender der Piratenpartei und heutiger Netzexperte der FDP, Sebastian Nerz, zu Gast in Horb
- IT-Forensiker spricht über Ausmaß und Folgen von IT-Kriminalität und Gegenmaßnahmen
- Nerz fordert Datenschutz
„Vermehrt melden Wahlkreis-Firmen mir, dass sie gehackt wurden.“ Den „Liberalen Treff“ zur Frage „Digital unterwegs – aber wie sicher?“ eröffnete der FDP-Kreisvorsitzende Dr. Timm Kern mit diesen Schilderungen. Mit dem ehemaligen Bundesvorsitzenden der Piratenpartei und heutigen Netzexperten der FDP, Sebastian Nerz, gewann Kern einen ausgewiesenen Experten. Nerz ist studierter Bioinformatiker, IT-Forensiker und beruflich analysiert er gehackte Firmen und deren IT-Schwachstellen. Darüber hinaus lehrt er an Hochschulen. Dr. Timm Kern hat eine große Anfrage zur IT-Sicherheit von Unternehmen an das Landesinnenministerium gestellt und führte damit in das Thema ein. Cyber-Angriffe und Wirtschaftsspionage nehmen zu. Fast jedes zweite Unternehmen ist betroffen. Laut Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) sind „selbst hochinnovative kleine und mittelständische Unternehmen in den meisten Fällen nach wie vor nur unzureichend oder gar nicht gegen Wirtschaftsspionage, Cyberangriffe und Konkurrenzausspähung geschützt“, zitierte der FDP-Politiker.
Nerz beschrieb zu Beginn seine politische Laufbahn bei der Piratenpartei, deren Verdienst es war, „Netzpolitik auf die Agenda gesetzt zu haben.“ 2014 trat Nerz bei den Piraten wegen Flügelkämpfen aus und wurde Mitglied der Freien Demokraten. „IT-Systeme sind kritische Infrastruktur und die digitale Entwicklung verläuft schneller, als dass sie von uns bislang mit den nötigen Rahmenbedingungen gestaltet wird“, sagte Nerz. Ein aktuelles Problem sind kriminelle Unternehmen oder Banden, die in IT-Netze eindringen, Daten verschlüsseln und Lösegeld erpressen. „Wenn Krankenhäuser, Stadtwerke oder Firmen betroffen sind, wirkt sich das auf unser Leben aus. Deshalb muss IT-Sicherheit in jedem Bereich Chefsache werden“, forderte er. Lange Passwörter, regelmäßig Backups und IT-Notfallpläne zu erstellen sind aus Nerz‘ Sicht wichtige Maßnahmen. „Dabei ist klar, dass es perfekte Sicherheit nie gibt und Maßnahmen Geld kosten.“ Politisch forderte er, Hersteller darauf zu verpflichten, dass sie einmal erkannte Sicherheitslücken beheben und für die Lebenszeit von Produkten Sicherheitsupdates vornehmen. Statt den gläsernen Bürger, will Nerz wirklichen Datenschutz.