Respekt ist der entscheidende Nährboden, auf dem konstruktive Diskussionen geführt werden können. Jemanden zu respektieren heißt für mich, dem Gegenüber nicht nur zuzuhören, sondern ihm auch das Recht einzuräumen, dass seine Argumente ebenso stichhaltig sein können, wie die eigenen.

Deutlich mehr Respekt müssen wir nach meiner Überzeugung unseren Landwirtinnen und Landwirten entgegenbringen. Sie stellen unsere Lebensmittel her, pflegen unsere Felder, Wiesen und Wälder. Damit erhalten sie unsere herausragende Kulturlandschaft.

Mit dieser Arbeit sind auch enorme Anstrengungen verbunden, die vom körperlich beanspruchenden Einsatz, über die Abhängigkeit vom Wetter bis zur eingeschränkteren Lebensplanung führen. Während viele von uns die schönen Sommertage im Urlaub verbringen, ist landwirtschaftliche Hochkonjunktur mit 16-Stunden-Arbeitstagen.

Im schroffen Gegensatz dazu erlebe jedoch ich die öffentlichen Diskussionen über die Landwirtschaft, die regelmäßig für fast alle ökologischen Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht wird (Artensterben, Klimawandel, Nitratbelastung, usw.). Es ist inakzeptabel, wenn Kinder aus landwirtschaftlichen Familien in Schulen und Kindergärten gemobbt werden.

Selbstverständlich gibt es in der Landwirtschaft auch negative Nebenwirkungen, die verändert werden müssen, um unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu schonen. Allerdings macht man es sich zu leicht, wenn man angesichts dieser Fehlentwicklungen nur den Finger auf die Landwirte richtet, anstatt das eigene Konsumverhalten kritisch zu hinterfragen.

Nach meiner Wahrnehmung gibt es viel zu wenige Gesprächsmöglichkeiten zwischen jenen, die Lebensmittel herstellen und jenen, die sie konsumieren. Früher war es selbstverständlich, beim benachbarten Milchbauer vorbeizuschauen, Tiere erleben zu können und draußen mitanzupacken.

Ich bin davon überzeugt, dass wir in unseren Schulen und Kindergärten verstärkt die Bedeutung der Landwirtschaft thematisieren müssen – mit Praktika, Hof-Besichtigungen und direkten Austauschmöglichkeiten. Da dies auch für mich gilt, werde ich in diesem Jahr ein „Kern-Praktikum“ auf einem Bauernhof machen.

Statt pauschaler, oft praxisferner Vorwürfe verdienen unsere Bäuerinnen und Bauern mehr Respekt für ihren Beitrag zur Lebensmittelversorgung, für den Naturschutz und für den Erhalt unserer wunderschönen Kulturlandschaft.