„Tierquäler, Umweltsünder, Klimakiller“ – dies sind nur einige Vorwürfe, denen sich Landwirte leider in der öffentlichen Diskussion stellen müssen. Ein ideologiefreier Blick hinter die Kulissen zeigt aber, dass die große Mehrheit der Landwirte hart und ehrlich arbeitende Menschen sind, die sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen müssen. Schwarze Schafe mag es geben und Fehlverhalten muss auch sanktioniert werden. Ich wünsche mir aber insgesamt einen moderateren Ton in der Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland. Jeder darf und soll darüber diskutieren, welche Landwirtschaft wir künftig haben wollen.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat in den letzten Wochen ein staatliches Tierwohl-Label angekündigt. Auf den ersten Blick mag dies für den Verbraucher nach einem guten Ansatz klingen. Bei näherer Betrachtung jedoch kann man auch kritische Aspekte sehen: Denn dieses Tierwohl-Label darf nicht zu einem Bürokratieprogramm für die landwirtschaftlichen Betriebe ausarten, das mit unzumutbaren Zertifizierungskosten einhergeht. Dies würde vor allem kleineren und kapitalschwächeren Betrieben in unserer Region sehr schaden, die nicht schlagartig die nötigen Investitionen in neue Tierhaltungssysteme investieren können. Wer politisch wirklich etwas Wirksames für den Tierschutz tun will, der sollte zunächst die massiven Vollzugs- und Personaldefizite in den Veterinärämtern der Bundesländer beseitigen. Außerdem sollte gleichzeitig mit einer unbürokratischen Agrarinvestitionsförderung die Modernisierungsquote der Viehbetriebe vorangebracht werden. Für eine höhere Modernisierungsrate in der Nutztierhaltung braucht es außerdem ein günstiges Investitionsklima. Dies bekommen wir nur, wenn die landwirtschaftlichen Einkommen über verbesserte Instrumente des betrieblichen Risikomanagements stabilisiert werden. Die Freien Demokraten haben auf der Grünen Woche in Berlin ein Positionspapier zum Thema „Tiergerecht, innovativ, verantwortungsvoll – Strategien für eine nachhaltige Verbesserung der Nutztierhaltung in Deutschland“ vorgestellt. Darin zeigt meine Partei auf, wie sie sich die Landwirtschaft und die Nutztierhaltung der Zukunft vorstellt. Aus unserer Sicht braucht es eine breite gesellschaftliche Diskussion zu diesem Thema, denn die Entfremdung der Gesellschaft von ihrer landwirtschaftlichen Ernährungsgrundlage hat ein bedenkliches Ausmaß erreicht, dem es entgegenzuwirken gilt. Gerade als Verbraucher können und sollten wir unser überwiegend preisorientiertes Einkaufsverhalten kritisch überprüfen und bereit sein, für tierische Produkte auch mehr Geld auszugeben.

Veröffentlicht am 3.2.2017 in der Neckar Chronik.