Die Bedeutung des Themas „Zukunftsperspektiven für Handwerk und Mittelstand“ zeigte sich auch am vollbesetzten Nebenraum des Goldenen Adlers in Horb. Knapp 35 Personen waren gekommen, um mit dem Landtagsabgeordneten Leopold Grimm, dem Sprecher für Handwerk und Mittelstand der FDP/DVP-Fraktion im Landtag, zu diskutieren. Der Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern begrüßte seinen Abgeordnetenkollegen und stellte ihn als „Mann vom Fach“ vor; Leopold Grimm leitet selbst in Spaichingen ein Unternehmen mit knapp 40 Mitarbeitern.

Die Bedeutung des Mittelstands und Handwerks zeige sich u. a. darin, dass 90 Prozent der Ausbildungsplätze in Baden-Württemberg genau in diesen Bereichen entstehen, so der Landtagsabgeordnete Grimm. Auch wenn es durchaus nicht immer einfach sei, qualifizierten Nachwuchs zu bekommen, sei für ihn das baden-württembergische Bildungssystem eines der besten in Deutschland. Es sei nicht nachzuvollziehen, dass dieses erfolgreiche Bildungssystem von Grün-Rot so radikal umgekrempelt werde.

Dies wurde auch vom bildungspolitischen Sprecher der FDP/DVP-Fraktion und Kreisvorsitzenden Dr. Timm Kern bestätigt. Dieser sprach sich deutlich für eine stärkere Unterstützung der beruflichen Schulen aus, die im zwei Säulen-Schulmodell des Ministerpräsidenten Kretschmann wohl keinen Platz hätten. Die neue Schulart Gemeinschaftsschule sehen die Liberalen lediglich als Ergänzung des bestehenden, differenzierten Bildungssystems. „Ausbildungsfähige Jugendliche sollten das Ziel im Ländle sein, es braucht nicht immer das Abitur und ein Studium sein.“, so der Unternehmer Leopold Grimm. Dr. Timm Kern ergänzte: „Wir brauchen nicht nur Abiturienten, sondern auch gut ausgebildete Haupt- und Realschüler. Die vielen engagierten Lehrkräfte, die hervorragende Arbeit in den Hauptschulen im Lande leisten, sollten auch einmal für ihre wichtige Arbeit gelobt werden“, so der bildungspolitisch Sprecher Dr. Timm Kern.

Energiepolitik sei ebenfalls ein großes Thema für die kleinen Betriebe vor Ort. „Energie muss sauber, sicher und bezahlbar sein“, so Lepold Grimm, „unsere wirkliche Stärke liegt doch im Energiesparen. Dies müssen wir auch in Zukunft noch mehr in Angriff nehmen.“

Großen Raum in der Diskussion nahm auch das Thema „Bürokratie“ ein. Viele Unternehmer und Handwerker im Publikum beschwerten sich über die Bürokratiewut in Deutschland. Also Beispiel nannte Leopold Grimm das ELENA Projekt, dass „zum Glück ausgebremst wurde“ und die derzeitige SEPA Umstellung. Die Liberalen wollen sich für einen Bürokratieabbau einsetzen, insbesondere auch auf europäischer Ebene. „Viele Maßnahmen werden eingeführt, weil es in den anderen europäischen Ländern nicht gut funktioniert“, so der Abgeordnete Grimm, „ dies kann aber nicht bedeuten, dass gut Funktionierendes in Deutschland über den Haufen geworfen wird. Es sollte das Motto gelten, dass von den Besten gelernt wird!“ Das Subsidiaritätsprinzip sollte bei allen Entscheidungen der EU das oberste Ziel sein! Man können nicht blind die verschiedenen Modelle in den unterschiedlichen europäischen Staaten vereinheitlichen, resümierte Leopold Grimm.

Ein wichtiges Thema war für den Gast aus Spaichingen auch das Thema Steuervereinfachung, bei dem er schmunzelnd hinzufügte, dass er keine Steuersenkung fordere. Das sei bisher immer verpasst worden und ist insbesondere für die kleinen Betriebe, die sich nicht so viel Personal leisten können, durch den immensen Bürokratieaufwand eine große Belastung.

Handwerke und Unternehmer sind gerade im Ländlichen Raum auf eine gute Infrastruktur angewiesen. Die Grün-Rote Landesregierung hat nach Aussagen von Leopold Grimm nicht erkannt, dass Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur durch Wirtschaftswachstum in der Region wieder zurückkommen.

Ein weiteres Thema in der anschließenden Diskussion war auch eine mögliche Klage zum Länderfinanzausgleich, bei der Ministerpräsident Kretschmann Bayern und Hessen eine Absage erteilt hatte. Dies konnten viele der Anwesenden nicht nachvollziehen und befragten die Abgeordneten Dr. Kern und Grimm nach ihren Meinungen. Leopold Grimm warf die These in den Raum, dass Kretschmann bereits von der überragenden Neuverschuldung von Grün-Rot gewusst hätte und so die Hoffnung habe bald nicht mehr zu den Geberländern zu zählen. Dr. Timm Kern, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP/DVP-Fraktion im Landtag, hätte einer Klage ebenfalls zugestimmt: „Im derzeitigen Modell gibt es einfach viel zu wenige Anreize für die Nehmerländer, sich zu verbessern.“

Das Fazit des Abends in der Diskussion über die Zukunftsperspektiven von Handwerk und Mittelstand war für Leopold Grimm eindeutig: „Es darf in Baden-Württemberg nicht zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft kommen, in der kleine Unternehmen und Handwerker zur zweiten Klasse gezählt werden“. Selbstkritisch äußerte er, „dass Handwerk und Mittelstand in der Politik immer sehr beliebt seien, wenn sie gebraucht werden würden, aber nicht ausreichend gefordert werden würden, wenn die Handwerker und mittelstandsbetriebe Unterstützung von der Politik brauchen.“ Dies müsse in Zukunft geändert werden. Insbesondere die Ignoranz der Grün-Roten Landesregierung gegenüber den Anliegen des Mittelstandes wurde scharf kritisiert. „Mittelstand und Handwerksbetriebe brauchen Planungssicherheit und keine ideologische Wechselpolitik, wie derzeit unter Grün-Rot“, so der Kreisvorsitzende Dr. Timm Kern zum Abschluss. „Dies gilt auch für die Nachwuchskräfte und somit für die Bildungspolitik.“