Verlässlichkeit und Praxisbezug

Stellvertreter Steffen Lang, Schulleiterin Michaela Mühlebach-Westfal und Dr. Timm Kern
Stellvertreter Steffen Lang, Schulleiterin Michaela Mühlebach-Westfal und Dr. Timm Kern (FDP)

Die Umstellung auf das neunjährige Gymnasium ist beschlossene Sache – doch das Gymnasium Balingen treiben darüber hinaus noch viele weitere Themen um. Um diese ging es beim Besuch des Landtagsabgeordneten Dr. Timm Kern (FDP) an der Schule im Austausch mit Schulleiterin Michaela Mühlebach-Westfal und ihrem Stellvertreter Steffen Lang.

Ganz oben auf der Wunschliste stand dabei: Weniger Bürokratie im Bildungswesen in Baden-Württemberg. Ein Beispiel dafür sei die digitale Bildung und Digitalisierung der Schulen, erläuterte Schulleiterin Michaela Mühlebach-Westfal. So gebe es in der landesweiten Verwaltungssoftware für Schulen („ASV-BW“) noch einigen Verbesserungsbedarf: „Es fehlen dort Funktionen und Schnittstellen zu anderen Programmen. Das sorgt oft für Doppelarbeiten, zum Beispiel bei der Oberstufenplanung.“ Auch Bestimmungen des Datenschutzes stünden praktikablen Lösungen häufig im Weg. Die Abwägung zwischen Datenschutz und dem Recht der Schülerinnen und Schüler auf digitale Bildung müsse neu ausgerichtet werden, betonte Dr. Timm Kern: „Natürlich brauchen wir hohe Standards – aber Datenschutz darf sich auch nicht gegen die Interessen der Schülerinnen und Schüler richten.“

Zunehmend wichtig werde die persönliche Beziehungsarbeit zu den Kindern und Jugendlichen, berichtete Steffen Lang: „Auffälligkeiten im Verhalten nehmen auf jeden Fall zu, auch schon bei jüngeren Kindern. Deshalb brauchen wir einen kleineren Klassenteiler, um einerseits individueller auf die Kinder eingehen zu können und um andererseits die Belastungen der Lehrkräfte zu reduzieren.“ Ein weiterer wichtiger Baustein sei auch der Ausbau der Schulsozialarbeit und Schulpsychologie, ergänzte Michaela Mühlebach-Westfal: „Wie wichtig das auch am Gymnasium ist, hat man leider lange Zeit unterschätzt“, so die Schulleiterin. Aktuell habe man am Gymnasium Balingen zwei halbe Stellen dafür. Man sei damit gut aufgestellt, um in den einzelnen Jahrgangsstufen Präventionsarbeit zu leisten. Für eine individuelle Betreuung der zunehmenden Einzelfälle reichen die vorhandenen Kapazitäten jedoch nicht aus. Kritik an der grün-schwarzen Landesregierung kam bei diesem Thema vom FDP-Abgeordneten Dr. Timm Kern: „Von allen Flächen-Bundesländern hat Baden-Württemberg die niedrigste Korrelation zwischen Schulpsychologen auf der einen und Schülerinnen und Schülern auf der anderen Seite. Das kann und darf nicht so bleiben!“

Ein wichtiges Anliegen für Schulleiterin Mühlebach-Westfal war außerdem die Vergleichbarkeit der Abiturabschlüsse. So gebe es sehr unterschiedliche Regelungen, sowohl was die einzelnen Bundesländer als auch den Unterschied zwischen allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasien angeht. Hier wünschte sich die Schulleiterin eine Angleichung der Regeln für die Abiturprüfungen.

Das Fazit des FDP-Abgeordneten Dr. Timm Kern zu seinem Besuch in Balingen: „Der Wunsch nach mehr Verlässlichkeit und Praxisbezug begegnet mir in vielen Schulen, die ich besuche. Deshalb brauchen wir einen überparteilichen Schulfrieden, der bestimmte bildungspolitische Grundsätze auf längere Zeit festsetzt. Das würde für die Schulen die dringend benötigte Planungssicherheit schaffen. Dafür werde ich mich im Landtag weiterhin mit voller Kraft einsetzen“.