• Dr. Timm Kern erneuert seine Forderung nach einem medizinischen Gesamtkonzept
  • AOK-Geschäftsführer Hartmut Keller sieht in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und Digitalisierung Chancen für den ländlichen Raum
  • Kern: „Die datenschutzrechtliche Selbstbestimmung der Bürger ist nicht verhandelbar.“

„Wenn bestehende Strukturen wie das Horber Krankenhaus nicht mehr aufrecht erhaltet werden können, bedarf es eines medizinischen Gesamtkonzepts. Und zwar vor der Schließung von Häusern. Die ärztliche Versorgung in unserem Landkreis ist kein Luxusgut. Sie ist ein entscheidender Standortfaktor und entscheidet darüber, ob wir in Zukunft Menschen für ein Lebens in unserer herrlichen Gegend gewinnen.“ Der Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern kam mit diesem Statement ins AOK-Kundencenter nach Horb. Er sprach mit dem Geschäftsführer der AOK Nordschwarzwald, Hartmut Keller, und Pressesprecher Harald Brandl. Mit über 248 000 Versicherten und rund 500 Mitarbeitern ist die AOK Nordschwarzwald ein zentraler Akteur im Gesundheitswesen.

„Die Allgemeinmedizin und ein hoher Altersdurchschnitt unter den Hausärzten ist das große Thema im Landkreis Freudenstadt“, sagte Hartmut Keller. Einige Landärzte sind über 60 Jahre alt und haben große Schwierigkeiten, Praxisnachfolger zu finden. Es wird nach Einschätzung des AOK-Geschäftsführers zukünftig nicht möglich sein, in jedem Ort einen Hausarzt zu haben. „Durch medizinische Versorgungszentren (MVZ) müssen wir konzentrierte Angebote schaffen. Die Mobilität zu diesen Zentren wird im ländlichen Raum von großer Bedeutung sein und hier muss dringend etwas geschehen“, so Keller. Aufgrund eines erhöhten Frauenanteils unter Ärzten ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine zentrale Frage. Dabei bieten MVZ die Chance, dass mehrere Ärzte in Teilzeit aktiv sind. So können organisatorische und räumliche Ressourcen gemeinsam genutzt werden.

Im Megathema Digitalisierung liegen aus Sicht von Hartmut Keller insbesondere für ländliche Gegenden wie den Kreis Freudenstadt Potentiale. „Die Telemedizin und die sektorenübergreifende Vernetzung von Gesundheitsakteuren schafft einen schnellen Informationsaustausch und kann dafür sorgen, dass die Patienten sofort an die richtigen Fachärzte und Einrichtungen geleitet werden“, erklärte AOK-Mann Keller.

Auch Dr. Timm Kern sieht diese Chancen in der Digitalisierung. Gleichzeitig ist für den Freien Demokraten die „datenschutzrechtliche Selbstbestimmung der Bürger nicht verhandelbar.“ Der FDP-Landtagssprecher für Digitalisierung forderte Rahmenbedingungen, die ein digitalisiertes Gesundheitswesen ermöglichen. „Das beginnt bei einem leistungsfähigen Breitbandnetz, von dem wir leider immer noch meilenweit entfernt sind“, sagte Kern. Auf der anderen Seite muss es klare Regeln geben, die die sensiblen Daten der Patienten schützen und einen Missbrauch kategorisch ausschließen. Hartmut Keller verwies auf den aktuellen Versuch einer Gesundheitskarte, auf der die Patientendaten gespeichert sind: „Wie bei einer Bankkarte können diese aber nur durch einen PIN-Code und einzig durch den Patienten selbst weitergegeben werden.“