- Timm Kern informiert sich im Seniorenheim Seewald-Besenfeld
- Einrichtung bietet 65 Pflege- und 50 Arbeitsplätze
- Landesheimbauverordnung großes Problem für viele Einrichtungen
„Politik tut gut daran, möglichst viele Erfahrungen vor Ort und aus der Praxis mitzunehmen.“ Mit dieser Motivation kam der Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern ins Seniorenheim Besenfeld. Dazu luden ihn die Heimleiterin Simone Kurz und Seniorchefin Irmgard Müllenbeck ein. Außerdem waren auch Bürgermeister Gerhard Müller, Sandra Schmidt, Landesreferentin beim Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) und Uwe Raible, Vorsitzender vom Verein sozialer Dienstleister im Landkreis Freudenstadt, dabei.
„Ihnen ist es gelungen, mir wichtige Informationen über das Riesenthema Pflege mitzugeben. Auch die kleine Mithilfe in der Mittagsbetreuung hat mir wirklich sehr große Freude bereitet und einmal mehr bestätigt, was für eine erfüllende Aufgabe dieser Dienst an älteren Menschen auch sein kann“, sagte Kern nach dem Besuch.
Zuvor besichtigte er die Einrichtung, packte beim Mittagscafé mit an und tausche sich über pflegepolitische Themen aus. Die 1971 gegründete Einrichtung bietet 65 Pflegeplätze, verfügt über eine hauseigene Küche und stellt 50 Arbeitsplätze. Hausleiterin Simone Kurz über die Philosophie des Hauses: „Mit viel Herzblut wollen wir mit unseren Mitarbeitern eine familiäre Atmosphäre schaffen und dabei Raum für die individuellen Bedürfnisse der Bewohner bieten.“ Beispielhaft dafür steht die Zimmereinrichtung, die viele Bewohner mit liebgewonnenen Gegenständen aus dem Eigenheim einrichten.
Aus Sicht von Landesreferentin Sandra Schmidt ist die Landesheimbauverordnung das Megathema der etwa 350 stationären Verbandsmitglieder in Baden-Württemberg. Tausende Pflegeheimplätze im Land seien beispielsweise dadurch gefährdet, dass ab 2019 grundsätzlich nur noch Einzelzimmer belegt werden dürfen. „Gerade für viele demenzielle Bewohner ist das Einzelzimmer häufig die schlechtere Umgebung, da ihnen eine weitere Person im Zimmer ein Sicherheitsgefühl vermittelt“, sagte Simone Kurz anhand konkreter Erfahrungen. Aber auch durch die weiteren Vorschriften der Landesheimbauverordnung, beispielsweise die Vorgaben an die Größe der Bewohnerzimmer, sind zahlreiche Pflegeplätze in Besenfeld und ganz Baden-Württemberg gefährdet: „Es findet eine künstlich von oben herbeigeführte Verteuerung der ohnehin knappen Pflegeplätze statt, wenn Heime ohne eine längere Übergangsfrist ab 2019 bisherige Zimmer aufgeben müssen“, erklärte Uwe Raible, der mit seinem Verein 51 Betriebe im sozialen Dienstleistungsbereich vertritt. Für den Freien Demokraten sind diese Schilderungen ein Paradebeispiel von ausufernder Bürokratie, die der Praxis nicht gerecht wird: „Ich hoffe auf das nötige Fingerspitzengefühl der Heimaufsicht. Ein schön eingerichtetes Zimmer, das von den Bewohnern bisher gerne angenommen wurde, darf wegen einem fehlenden Quadratmeter nicht ab 2019 wegfallen.“
Alle Gesprächspartner stimmten darin überein, dass die Qualität der Pflege, motiviertes Personal und eine würdevolle Philosophie des Hauses entscheidender für das Wohl der Bewohner sind als festgelegte Raumgrößen oder Wohngruppen.