- Landtagsabgeordneter Dr. Timm Kern (FDP) im Gespräch mit dem Leiter der Kinderwerkstatt EIGEN-SINN Hans-Martin Haist
- In der Kinder- und Jugendwerkstatt in Freudenstadt werden täglich junge Menschen mit schwierigen Verhältnissen unterstützt und betreut
- Der Austausch drehte sich vor allem um die Herausforderungen der Corona-Pandemie für Kinder, Jugendliche und deren Familien
Nicht zum ersten Mal besuchte Abgeordneter Dr. Timm Kern (FDP) die Kinderwerkstatt EIGEN-SINN in Freudenstadt und ihren Leiter Hans-Martin Haist. Nur die Themen, die dieses Treffen bewegten, waren dieses Mal neu: Die Pandemielage macht dem EIGEN-SINN Team sehr zu schaffen. „Durch die Corona-Pandemie verschlimmerten sich die Situationen in vielen Familien dramatisch. Mehr Scheidungen, mehr Trennungen und die Kinder sind oft die Leidtragenden“, so Haist. Mittlerweile sind circa 200 Kinder, im Alter zwischen 5 und 18 Jahren, in den Programmen von EIGEN-SINN. Davon sind 150 in der Kinder- und Jugendwerkstatt, verteilt auf 22 Kinder- und Jugendgruppen. Ein weiterer Teil ist im heilpädagogischen Kinderheim Villa Sonnenheim fest untergebracht. Inzwischen ist die Arbeit von EIGEN-SINN auch auf Horb ausgeweitet, dort gibt es seit Kurzem auch eine Jugendgruppe. Die jungen Menschen werden von zehn festangestellten Mitarbeitenden und einigen unterstützenden Studierenden und Praktikanten betreut. „Trotzdem können wir nicht mal 30 Prozent der Kinder aufnehmen, die man aufnehmen müsste“, erläuterte Haist weiter. Das hätte auch finanzielle Gründe – die monetäre Unterstützung von Seite der Behörden dürfte gerne noch größer sein. Ansonsten funktioniere die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt Freudenstadt sehr gut, berichtete Haist erfreut. Landtagsabgeordneter Dr. Timm Kern sah ebenfalls Handlungsbedarf und forderte alle beteiligten Akteure und Partnerinstitutionen auf: „Organisationen, wie die Stiftung EIGEN-SINN, müssen in diesen Zeiten noch wirkungsvoller unterstützt werden. Gerade diese Kinder leben aktuell in ganz besonders schwierigen Situationen und bedürfen aufgrund der Herausforderungen in ihren Familien besonderer Aufmerksamkeit und Unterstützung.“
Die Kinder und Jugendlichen, welche die Kinderwerkstatt EIGEN-SINN besuchen, kommen oft aus schwierigen Familienstrukturen und haben mit persönlichen und strukturellen Herausforderungen zu kämpfen. Hier möchte EIGEN-SINN durch Kurse und Gruppenarbeiten entgegenwirken, fördern und helfen, beispielsweise bei einem Nähkurs oder in der Fahrradwerkstatt. Ziel ist es, dass jeden Tag ein tieferer Sinn in einer Gruppe entsteht, die Kinder sollen ihr Selbstwertgefühl stärken und ihren eigenen Lebenssinn entwickeln. Doch die Kinder- und Jugendwerkstatt ist nur ein Teil der Arbeit: In 17 Landkreisen in Baden-Württemberg werden von der Akademie EIGEN-SINN Fort- und Weiterbildungen angeboten, wie beispielsweise Sozialkompetenztrainings an Schulen. Ein solches Training soll den Schülerinnen und Schülern beibringen, wie man miteinander umgeht. Dies soll auch durch eine visualisierte Konfrontation mit eigenen Herausforderungen geschehen, bei welcher die Teilnehmenden zusammen Lösungen finden können.
Ein weiteres Projekt ist der Ausbau der Waldkindergärten im Landkreis, nach dem Vorbild des 2011 entstandenen Waldkindergartens EIGEN-SINN in Freudenstadt. So steht auch in Dornstetten ein Aufbau eines Waldkindergartens unter der Leitung der Kinderwerkstatt EIGEN-SINN bevor. Allerdings stoßen Waldkindergärten auch auf Widerstand. Vom Land würden sehr viele Vorschriften gestellt werden, schilderte Haist den Status Quo. „Bürokratieabbau ist in sehr vielen öffentlichen Bereichen unverzichtbar – auch bei der Neugründung eines Kindergartens. Es kann nicht sein, dass durch formelle Hürden Innovationen und Schaffenskraft ausgebremst werden“, kritisierte der Abgeordnete. Kern sagte zu, er werde sich dem Thema Waldkindergartenneugründung annehmen, im Bildungsarbeitskreis der FDP/DVP-Fraktion besprechen und sich an die Landesregierung wenden. „Trotz der offensichtlichen aktuellen Schwierigkeiten leisten die EIGEN-SINN Institutionen täglich unverzichtbare, hervorragende Arbeit! Ich danke allen Mitarbeitenden ganz herzlich für Ihr Engagement und wünsche Ihnen und den Kindern trotz Pandemie eine erfolgreiche und segensreiche Zeit“, beschloss der Abgeordnete Kern den Austausch.