- Landtagsabgeordneter Dr. Timm Kern (FDP) besucht Handwerksbetrieb „Feine Landhaus Wohnkultur“ in Pfalzgrafenweiler-Bösingen
- Hans-Dieter Mast: „Wertvolles Wissen geht bei Betriebsschließungen im Handwerk verloren“
- Kern: „Qualität lohnt sich auf lange Sicht wirtschaftlich und ökologisch.“
„Mit jedem Handwerksbetrieb, der keine Nachfolge findet, geht wertvolles Wissen verloren. Diesem Wissen und der bewährten beruflichen Ausbildung verdanken wir in Deutschland hochwertige Produkte und einen erheblichen Teil unseres Wohlstands. Daher müssen sich die steuerlichen Rahmenbedingungen für kleine und mittelständische Handwerksbetriebe dringend verbessern, um diese Struktur zu erhalten.“
Der Inhaber von „Feine Landhaus Wohnkultur“, Hans-Dieter Mast, erläuterte dem FDP-Landtagsabgeordneten Dr. Timm Kern (FDP) bei einem Firmenbesuch die aktuelle Situation vieler Möbelbauer und Handwerksbetriebe.
Seit 125 Jahren stellt der Familienbetrieb im Pfalzgrafenweiler Ortsteil Bösingen handwerklich solide Möbel her und bezieht dafür regionales Holz. Der Betrieb hat sich auf massive, individuell abgepasste Landhauseinrichtungen wie Schränke, Betten, Tische, Eckbänke bis zu kompletten Inneneinrichtungen spezialisiert.
Hans-Dieter und Antje Mast führen das Unternehmen seit 1995 in vierter Generation, das auch umweltzertifiziert ist und drei Arbeitsplätze generiert.
In seinen Schilderungen ging Hans-Dieter Mast auf Entwicklungen ein, die es kleinen Möbelbauern heute sehr schwer machen, gegen Ikea und Co. zu bestehen: „Im Gegensatz zu Amazon oder Ikea müssen wir kleinen und mittelständischen Firmen in Deutschland weltweit mit die höchsten Steuern- und Abgabenlasten stemmen. Die wohlhabende Mittelschicht hat zu wenig Netto-Einkommen, um handwerklich gefertigte Produkte zu kaufen, in denen viele Stunden Facharbeit stecken und sich durch Langlebigkeit auszeichnen.“ Mast sagte, dass bereits jetzt viele Betriebe aufgeben mussten oder keine Nachfolger finden. Er nannte zahlreiche Beispiele aus Bösingen und Pfalzgrafenweiler.
Mit diesen Forderungen bestätigte Hans-Dieter Mast, was der FDP-Politiker Timm Kern seit Jahren von vielen Betrieben im Landkreis erfährt: „Die letzten Jahre der Wohlstandsentwicklung haben dazu geführt, dass zu wenig darüber nachgedacht wird, wie Arbeitsplätze langfristig gesichert und Wohlstand für morgen entstehen kann. Es steht zu befürchten, dass wir vor einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Rezession stehen. Daher brauchen wir ein wirtschaftliches Neustart-Programm für Deutschland.“ Kern nannte zur Entlastung der Privathaushalte und Unternehmen die vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags, eine geringere Körperschaftssteuer sowie die Abschaffung der kalten Progression. „Diese staatlichen Mindereinnahmen lassen sich ausgleichen, wenn wir nicht nur davon reden, große Konzerne wie Facebook, Amazon oder Apple wirksam zu besteuern. Wir müssen es endlich tun“, sagte Kern.
Die beiden Gesprächspartner stimmten darin überein, dass Deutschland wieder einen stärkeren Fokus auf Bildung und zukunftsfeste Arbeitsplätze legen muss. „Das Wohlstandsversprechen der Sozialen Marktwirtschaft muss neu begründet werden. Wie die Nachkriegsgenerationen müssen sich auch heute breite Bevölkerungsschichten den Traum von Wohneigentum verwirklichen und hochwertige Produkte „Made in Germany“ leisten können“, sagte Hans-Dieter Mast. Kern fügte abschließend hinzu, dass dies „auch ein wichtiger Baustein zum Umweltschutz ist, weil scheinbar billige Produkte oft eine deutlich schlechtere Ökobilanz vorweisen. Qualität lohnt sich auf lange Sicht wirtschaftlich und ökologisch.“