Mittwoch, 2.3.: Der Ex-Vizekanzler, Außenminister und ehemalige FDP-Bundesvorsitzende Dr. Klaus Kinkel besuchte mich am vergangenen Mittwoch. Als ich ihm vorschlug, die ehemalige Synagoge in Horb-Rexingen zu besuchen, war er regelrecht begeistert: „Wissen Sie, ich war sogar schon in Shavei Zion und ich habe auch zwei jüdische Enkel. Mich interessiert das Thema sehr.“ Das wusste ich alles bis dahin nicht, freute mich aber umso mehr, mit meinem Vorschlag auf soviel Gegenliebe bei ihm zu stoßen.

In Rexingen bin ich in den Kindergarten und in die Grundschule gegangen. Die Geschichte der Rexinger Juden hat mich schon immer interessiert. (Als Teenager bin ich unter dem Zaun des jüdischen Friedhofs durchgeschlüpft und habe mir die Grabsteine genauer angeschaut).

Heute interessiert mich v. a., wie wir als Geschichtslehrer den Schülerinnen und Schülern dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte „richtig“ näherbringen. Die Gefahr besteht nämlich, dass junge Menschen gleich zu Beginn der Unterrichtseinheit abwinken und meinen, sie hätten das Thema „Shoa“ schon x-Mal behandelt. Wenn man als Lehrer dann aber konkret nachfragt, sind die historischen Lücken verheerend – so wissen die meisten nicht, dass es in Deutschland bis 1933 gerade einmal 500.000 Deutsche jüdischen Glaubens gab. Meistens schätzen die Jugendlichen die Zahl auf 6 Mio..

Ich habe die besten Erfahrungen gemacht, wenn man überlebende Zeitzeugen in den Unterricht einlädt, die einfach ihre Geschichte erzählen. Gut ist auch, wenn man sich in der eigenen Gemeinde wichtige Gebäude und Schauplätze anschaut, so dass die Geschichte ein lebendiges Gesicht bekommt.

Mir ist immer wichtig, den jungen Menschen klar zu machen, dass sie nicht die geringste „Schuld“ an den Verbrechen der Nationalsozialisten haben. Dass sie aber einmal eine Verantwortung haben werden, damit sich so eine menschliche Katastrophe nie wieder wiederholt – nirgends auf der Welt.