- Landtagsabgeordneter Dr. Timm Kern (FDP) im Austausch mit Vertretern der Initiative Infrastruktur Nordschwarzwald (IIN) in Haiterbach
- Im Gespräch mit unterschiedlichen mittelständischen Unternehmern ging es nicht nur um infrastrukturelle Themen, sondern auch um allgemeine Herausforderungen im ländlichen Raum wie beispielsweise der Fachkräftemangel
- Kern: „Bei aller Schwerpunktsetzung auf den ÖPNV dürfen wir den Individualverkehr nicht aus den Augen verlieren, sonst gestaltet sich Mobilität im ländlichen Raum sehr schwierig“
„Wir sind kein Beschlussgremium und können deshalb nur Anregungen weitergeben“, eröffnete IIN-Vorsitzender Karl Braun den Austausch der Initiative mit dem Landtagsabgeordneten Dr. Timm Kern in Haiterbach. Es sei ihm wichtig, mit dem Engagement der IIN nicht dem Trend des Blockierens und Querstellens zu folgen, sondern Infrastrukturprojekte im Nordschwarzwald konstruktiv zu unterstützen und voranzubringen. Aus diesem Gedanken heraus habe man sich Ende 2021 als Arbeitskreis gegründet. Umso mehr freue er sich, dass der FDP-Abgeordnete Dr. Kern als erster der kontaktierten Landespolitiker seiner Einladung gefolgt sei und ein offenes Ohr für die Anliegen der Initiative habe.
Die Initiative Infrastruktur Nordschwarzwald beschäftige sich vor allem mit den Bereichen Schiene, Straße und digitale Infrastruktur, erklärte Braun weiter. Dementsprechend waren Unternehmer aus der Region beim Gespräch vertreten, die genau von infrastrukturellen Herausforderungen wie schlechter Straßenausbau, fehlender ÖPNV oder mangelnde Umfahrungsmöglichkeiten im Landkreis Freudenstadt und Calw betroffen sind.
Peter Schuon, FDP-Kreisrat und Geschäftsführer der MS-Schuon GmbH, beschäftige über 100 Mitarbeitende im Schichtbetrieb an drei Standorten in Haiterbach. Zwei Drittel dieser Beschäftigten kämen aus dem Landkreis Freudenstadt und es sei ihnen unmöglich mit dem Bus oder der Bahn zur Arbeit zu kommen. Dazu sei die Taktung zu gering und die Streckenführung nicht zielgerichtet genug. Gleichzeitig erfahre der Straßenbau nicht die Wertschätzung, die man hier im ländlichen Raum brauche, bemängelte er die Schwerpunktsetzung der Landesregierung auf den ÖPNV. Auch eine bessere Bahnanbindung nach Stuttgart sei wünschenswert, weshalb man viel Hoffnung in die Gäubahn und vor allem in die Hermann-Hesse-Bahn setze – erste Züge der Hesse-Bahn sollen laut Planung schon Ende 2023 nach Stuttgart fahren. „Das macht die Region für Arbeitnehmer zugänglich und attraktiv“, ergänzte Timm Kern. „Was bringt erschwinglicher Wohnraum und ein sicherer Arbeitsplatz, wenn ich ohne Auto nicht vom Fleck komme?“, so der Abgeordnete weiter. Auch der Ausbau des Mobilfunknetzes und des schnellen Internets sollte in diesem Kontext nicht aus den Augen verloren werden.
Martin Hartl, Geschäftsführer der Infinex-Group, ergänzte, dass eine funktionierende Infrastruktur auch essentiell zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in der Region sei. „Der Fachkräftemangel, sowie die Themen Infrastruktur und Wohnen sind miteinander verknüpft und sollten zusammengedacht werden“, so Hartl.
Das Thema Mobilität sollte kein Kampf zwischen Individualverkehr und ÖPNV, kein entweder oder, sondern sollte eine Vielfalt an Lösungen für individuelle Verkehrsbedürfnisse bereithalten – dafür setzten sich die FDP-Verkehrsexperten auf Landes- und Bundesebene ein, zeigte der Abgeordnete Dr. Kern auf. Wolfram Schöb, Mitglied des FDP-Kreisvorstandes Calw, zeigte Unverständnis für die „Flickenteppich“-Struktur bei ÖPNV, was Mobilitätsanbieter und Zuständigkeiten für die Infrastruktur angehe. Christian Epple, Spediteur aus Pfalzgrafenweiler, wünsche sich eine konkrete Mobilitätsvision für Baden-Württemberg in den nächsten 20 Jahren, unter besonderer Berücksichtigung des ländlichen Raums und seiner individuellen Verkehrs- und Infrastruktur-Situation.
Ein weiteres großes Anliegen der Initiative sei die Umfahrung von Altheim: Die Menge an Verkehr insbesondere LKWs, welche die Gemeinde tagtäglich durchfahren würden, sei für niemanden mehr tragbar. Eine Umfahrung würde sowohl die Bewohner Altheims als auch die LKW-Fahrer entlasten. Es müsse LKWs möglich sein, schnell aus den umliegenden Gewerbegebieten zum Güterterminal Heiligenfeld und zur Autobahn zu gelangen, hierzu sei eine Umfahrung mit gut ausgebauten Straßen unverzichtbar. Diesbezüglich stünde man mit unterschiedlichen Vertretern aus Politik und Gesellschaft in Kontakt und möchte das Thema auch zukünftig vorantreiben, beendete Karl Braun das Gespräch mit einem Ausblick auf die weiteren Pläne der IIN.