
- Dr. Timm Kern (FDP) spricht am Infinex-Standort Horb auch über Brexit
- Geschäftsführer Martin Hartl: „Ohne Zuwanderung wäre unsere Produktion am Ende.“
- Kern: „Unsere digitale Infrastruktur ist ein Treppenwitz der Geschichte“
„Der Großteil unseres Marktes ist innerhalb der Europäischen Union. Durch den Brexit blicken wir in eine ungewisse Zukunft mit unseren britischen Kunden. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir ohne die EU unser blaues Wunder erleben und massiv an Wohlstand und Sicherheit verlieren würden.“ Mit diesem Plädoyer antwortete Martin Hartl auf die Frage des Landespolitikers Dr. Timm Kern (FDP), ob der Unternehmer erste Auswirkungen des Brexits spüre.
Der Landtagsabgeordnete sprach im Unternehmen „Infinex“ mit dem Firmenchef und Prokuristin Cornelia Neeser.
Das Unternehmen stellt verschiedene Kunststoffprodukte her und achtet durch einen Wertstoffkreislauf auf nachhaltiges Wirtschaften. 80 Menschen arbeiten im Industriegebiet „Heiligenfeld“. Einigkeit herrschte bei den Gesprächspartnern darüber, dass angesichts des bevorstehenden Austritts der Briten aus der EU die Zukunft nicht in einer nationalistischen Abschottungspolitik liegen kann. „Was wir brauchen sind überzeugte Europäer, die die offenkundigen Vorteile der Friedenssicherung, der gemeinsamen Währung und der Freizügigkeit auf unserem Kontinent kommunizieren“, sagte der Liberale Dr. Timm Kern. Bei „Infinex“ arbeiten Menschen aus 22 verschiedenen Kulturkreisen und sichern so den deutschen Produktionsstandort. Und Cornelia Neeser fügte zur manchmal schwierigen Gewinnung von neuen Mitarbeitern hinzu: „Führungspersonal rekrutieren wir teilweise aus ganz Deutschland. Jedoch haben wir enorme Schwierigkeiten, Produktionsmitarbeiter zu gewinnen. Ohne Zuwanderung könnten wir nicht produzieren.“ Dabei finden viele Mitarbeiter den Weg zu einem Festvertrag bei „Infinex“ über eine Zeitarbeitsfirma. „Das erleichtert uns in Zeiten einer Vollbeschäftigung die aufwendige Personalsuche. Unser Ziel ist es, motivierte Personen nach wenigen Monaten in eine Festanstellung zu übernehmen“, so Martin Hartl. Einen genaueren Blick forderte Dr. Timm Kern deshalb in der Bewertung solcher Instrumente: „Zur gesamten Wahrheit der Zeitarbeit gehören auch diese Positivbeispiele. Sofern dieses Instrument den Einstieg vor allem für Geringqualifizierte erleichtert, sollte sich der Gesetzgeber vor pauschalen Verbotsregelungen hüten.“ Aber für den Landespolitiker ist es ebenso entscheidend, die Lohnunterschiede zwischen Zeitarbeitern und der Stammbelegschaft möglichst gering zu gestalten.
Die schlechte Internet- und Mobilfunkversorgung bereitet dem Unternehmen mit Sitz in Haiterbach am neuen Produktionsstandort Horb massive Probleme: „Seit Oktober kämpfen wir für einen leistungsfähigen Glasfaseranschluss. Unsere Serververnetzung funktioniert nach Tschechien besser, als die zwischen Haiterbach und Horb“, sagte Prokuristin Cornelia Neeser. Auch die dürftige Ausstattung mit nur zwei Telefonanschlüssen entspricht keiner zukunftsfähigen Infrastruktur. Als Mitglied im Innenausschuss des Landtags wurde Dr. Timm Kern deutlich: „Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass selbst in einem Industriegebiet des Exportlands Baden-Württemberg kein vernünftiger Breitbandanschluss liegt.“ Neben dem Bildungsbereich wird Dr. Timm Kern als FDP-Sprecher für Digitalisierung dies zu einem Schwerpunktthema seiner politischen Arbeit machen. Ein Kompliment sprach Firmenchef Martin Hartl den Behörden in Stadt und Kreis hingegen für die zügige Bearbeitung von Bauanträgen und Umnutzungsplänen aus.