Mut zum Gründen – oder Angst vor Bürokratie?

Die wirtschaftliche Lage Deutschlands und Baden-Württembergs ist aktuell in aller Munde. Im Jahr 2024 schrumpfte die deutsche Wirtschaft um 0,2%, die in Baden-Württemberg sogar um 0,4%. Das heißt: Rezession. Doch was bedeutet diese Entwicklung konkret vor Ort im Landkreis Reutlingen und im Zollernalbkreis? Das wollten die Landtagsabgeordneten Dr. Timm Kern und Rudi Fischer (beide FDP) mit einer Kleinen Anfrage an Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) herausfinden, in der es um die An- und Abmeldungen von Gewerbe in den Landkreisen ging.
Die Zahlen scheinen für den Landkreis Reutlingen dabei eine leichte Tendenz nach unten zu zeigen: So gab es 2024 insgesamt 2.403 Gewerbeanmeldungen im Landkreis. Im Vorjahr 2023 waren es noch 2.459, 2022 gab es 2.496 Neuanmeldungen von Gewerbe. Die Gewerbeabmeldungen sind schwankender: Von 1.854 Abmeldungen von Gewerbe im Jahr 2021 ausgehend steigerte sich die Zahl in 2022 zunächst auf 2.027, in 2023 nochmals auf 2.077, um schließlich in 2024 auf 1.993 Gewerbeabmeldungen im Landkreis Reutlingen wieder leicht zurückzugehen.
Für den Zollernalbkreis gilt: Die Gewerbeanmeldungen stagnieren, die Gewerbeabmeldungen haben eine steigende Tendenz. So gab es 2024 1.659 Anmeldungen von Gewerbe, was minimal mehr sind als 2023 (1.654) und 2021 (1.652). Nur das Jahr 2022 fiel mit 1.581 Anmeldungen ab. Gewerbeabmeldungen gab es 2024 1.407 und damit mehr als 2022 (1.287) und 2023 (1.395).
Die FDP-Abgeordneten Dr. Timm Kern und Rudi Fischer fragten ebenfalls nach, welche Fördermittel es für Gewerbegründungen und Start-Ups gebe. Hier benannte das Ministerium in seiner Antwort eine Reihe von unterschiedlichen Förderprogrammen wie „Start Up BW Pre-Seed“, die Meistergründungsprämie, den Innovationsgutschein Start Up BW, Existenzgründungsgutscheine oder die Förderlinie „Spitze auf dem Land! Technologieführer“.
Dr. Timm Kern, der zur Landtagswahl 2026 für die FDP im Wahlkreis Hechingen-Münsingen kandidieren wird, kritisierte die Unübersichtlichkeit von Förderprogrammen: „Unternehmensgründungen müssen gerade auch im ländlichen Raum wie im Landkreis Reutlingen gefördert werden. Warum es dafür aber so viele unterschiedliche Förderprogramme braucht, dass selbst ein Eichhörnchen den Überblick verlieren würde, erschließt sich mir nicht. Hier brauchen wir dringend eine Vereinfachung des Fördersystems für die Wirtschaft, zum Beispiel mit einer landesweiten Förderhomepage und mehr Standardisierung.“
Zudem plädierten die FDP-Abgeordneten für wirtschaftliche Reformen in Baden-Württemberg, die Unternehmensgründungen wieder erleichtern. Dazu gehöre neben dem Bürokratieabbau für Start-Ups und neue Unternehmen auch der leichtere Zugang für Start-Ups zu öffentlichen Aufträgen.