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Freudenstädter Unternehmer warnt: Deutschland braucht neues Geschäftsmodell 

Der FDP-Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern sprach mit dem Geschäftsführer für den Laminationsbereich der Bürkle GmbH, Marco Schaible

Dr. Timm Kern und Marco Schaible

Dr. Timm Kern und Marco Schaible (Geschäftsführer für den Laminationsbereich der Robert Bürkle GmbH Freudenstadt)

Seit über 100 Jahren ist die Robert Bürkle GmbH in Freudenstadt aktiv. Im Austausch mit Marco Schaible, dem Geschäftsführer für den Laminationsbereich, der die Bereiche Leiterplatten, Photovoltaik, Plastikkarten und Glas umfasst, wollte der Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern (FDP) erfahren, welche wirtschaftlichen Herausforderungen das Unternehmen sieht und welche politischen Reformen aus Sicht der Wirtschaft notwendig sind.  

Marco Schaible berichtete dem Gast aus dem Landtag von der Umstrukturierung des Unternehmens. So habe Bürkle früher stark auf den Bereich Photovoltaik gesetzt, nun habe man sich deutlich stärker diversifiziert: „Neben dem Bereich Photovoltaik und technisches Glas setzen wir nun verstärkt auf den Geschäftsbereich Leiterplatten sowie auf Holzverarbeitung und weitere Bereiche der Lamination.“ So stelle sich das Unternehmen in verschiedenen Bereichen zukunftsfähig auf. 

Allerdings sei die wirtschaftliche Lage insgesamt herausfordernd, betonte Dr. Timm Kern: „Die Wirtschaft in Baden-Württemberg ist in der Rezession, die Stimmung in der Wirtschaft ist schlecht. Was müssen wir aus Ihrer Sicht tun, um die Trendwende zu schaffen?“, wollte der FDP-Abgeordnete von Marco Schaible wissen. Aus dessen Sicht müssten Deutschland und Baden-Württemberg sich wieder mehr auf ihre Stärken konzentrieren: „Es ist wichtig, dass Deutschland für sich wieder ein Geschäftsmodell findet – das sehe ich aktuell nicht. Ein Beispiel: Bei der Konzeption von Maschinen sind wir in Deutschland besser als andere. Aber solche Stärken spielen wir aktuell nicht aus.“ 

Die Robert Bürkle GmbH wurde 1920 in Freudenstadt gegründet. Seitdem ist sie dem Standort als Hauptfirmensitz treu. Doch, so die Beobachtung des FDP-Landtagsabgeordneten Dr. Timm Kern: Sich zu einem Standort zu bekennen werde immer schwieriger. „Die Ausbildungsfähigkeit nimmt ab und der ländliche Raum als Standort schreckt viele Fachkräfte schon von vorneherein ab. Die so genannten 
„weichen Faktoren“ wie Kinderbetreuung, Freizeitangebote oder Nahverkehr sind deshalb im ländlichen Raum auch für die wirtschaftliche Entwicklung enorm wichtig.“ Zudem müsse wirtschaftliches Denken nach Meinung von Dr. Timm Kern frühzeitiger vermittelt werden, etwa, wie man mit Geld umgeht oder ein Geschäft eröffnen kann. 

Aus Sicht von Marco Schaible sei das auch eine gesamtgesellschaftliche Frage: „Wir sind inzwischen sehr stark darin, zu sagen „ich will“ oder „ich brauche“ – aber sobald Leistung eingefordert wird, wird es schwierig.“ Das sei auch ein Problem, welches er in der Politik beobachte. So gebe es aus Sicht des Bürkle-Geschäftsführers zu wenig unternehmerisches Denken in der Politik. Dazu gehöre zum Beispiel, Geld zielgerichtet einzusetzen: „Wenn das Geld sinnvoll investiert wird, halte ich auch Verschuldung für okay. Aber eben nicht für Konsumausgaben“, so Schaible. Dr. Timm Kern kritisierte in diesem Zusammenhang die schwarz-rote Bundesregierung: „Die neuen Rekordschulden werden in vielen Fällen für Wahlgeschenke ausgegeben, die von den kommenden Generationen bezahlt werden müssen. Daran sieht man, was ohne die FDP passiert.“ 
Auch die erstarkenden politischen Ränder sahen beide Gesprächspartner als großes Problem, auch für den Wirtschaftsstandort. Marco Schaible forderte, dass die Parteien der politischen Mitte Lösungen für die Probleme anbieten müssten, welche die Menschen bewegen, wie etwa die ungeordnete Migration. Dr. Timm Kern stimmte zu, dass man das benennen von Problemen nicht den Extremen überlassen dürfe. Doch es müsse auch allen klar sein, dass diese keine Lösungen hätten: „Die politischen Ränder wollen zum Beispiel den Austritt Deutschlands aus der EU. Das wäre ein massiver Schaden auch für die Wirtschaft. Wir werden weltweit nur bestehen, wenn wir ein vereintes Europa haben“.
 
Nach einer Führung durch die Produktionsräumlichkeiten waren sich beide Gesprächspartner abschließend einig: Wirtschaft und Politik brauchen beide endlich wieder eine langfristige Vision – statt kurzfristig gedachtem Aktionismus.