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Frauen im ländlichen Raum zwischen Familie, Betrieb und Bürokratie

FDP-Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern und Rudi Fischer waren im Austausch mit dem Reutlinger Kreisverband der Landfrauen

Münsingen: Dr. Timm Kern und Rudi Fischer Austausch mit dem Reutlinger Kreisverband der Landfrauen

Bei einem Austausch mit dem Reutlinger KreislandFrauenverband in Münsingen haben die FDP-Landtagsabgeordneten Dr. Timm Kern und Rudi Fischer ausführlich über die Herausforderungen von Frauen im ländlichen Raum gesprochen. Unter den Teilnehmerinnen waren die Vorsitzende Pia Münch, die stellvertretende Kreisvorsitzende der Landfrauen Reutlingen, Claudia Leibfritz (Sonnenbühl-Genkingen) und Ruth Schmid (Zwiefalten –Sonderbuch), die Ehestetter Landwirtin Birgit Kloker sowie die Unternehmerin Kathrin Ramsl-Späth (CSP GmbH, Pfronstetten). 

Schon zu Beginn wurde deutlich, dass Frauen auf dem Land häufig mehrere Rollen gleichzeitig stemmen – und dabei an strukturelle Grenzen stoßen. „Überall wird vom Bürokratieabbau gesprochen, aber bei uns kommt davon nichts an. Wenn man jahrelang über dieselben Punkte redet und trotzdem nichts passiert, geht Vertrauen verloren“, berichtete Landwirtin Claudia Leibfritz über die Situation vieler kleiner Familienbetriebe. 

Ein zentrales Thema waren die Rahmenbedingungen für Betriebe, in denen Frauen mitarbeiten oder die sie selbst führen. Unternehmerin Kathrin Ramsl-Späth schilderte, welche Hürden Frauen beim Schritt in die Selbstständigkeit begegnen: „Kinder, Betrieb, Verantwortung für Mitarbeitende – das passt in der Realität oft nicht zu den gesetzlichen Vorgaben. Viele entscheiden sich entweder gegen Kinder oder gegen den Betrieb, weil beides kaum miteinander vereinbar ist.“ Besonders kritisch sei zudem die Absicherung von mitarbeitenden Ehefrauen: Viele tauchten in der Sozialversicherung kaum oder gar nicht auf – mit gravierenden Folgen für die spätere Altersvorsorge.

Auch die Infrastruktur vor Ort wurde klar als Belastungsfaktor benannt: hohe Kita-Gebühren, fehlende Betreuungsplätze, eingeschränkte Busverbindungen und lange Wege zur medizinischen Versorgung. Die Ehestetter Landwirtin Birgit Kloker fasste zusammen: „Wenn der Kindergartenbus wegfällt, die Eltern mehrfach am Tag fahren müssen und im Schichtdienst trotzdem pünktlich sein sollen, dann geraten Familien an ihre Belastungsgrenze.“ Ruth Schmid ergänzte, dass lange Anfahrtswege im Notfall und die steigende Beanspruchung des Ehrenamts  - in welchem die Helfer vor Ort arbeiten - die Gesundheitsversorgung zusätzlich erschwerten. 

Rudi Fischer machte deutlich, dass die Kritik an Bürokratie kein abstraktes Phänomen sei: „Beim Bürokratieabbau sind wir längst über die Phase der Erkenntnisse hinaus. Alle reden darüber, aber es wird zu wenig umgesetzt. Wir müssen wieder hin zu mehr Eigenverantwortung – Gesetze dürfen nicht so geschrieben sein, dass sie jeden denkbaren Einzelfall regeln wollen und damit alle ausbremsen, die etwas bewegen wollen.“ 

Dr. Timm Kern betonte, wie wichtig es ist, gerade Frauen im ländlichen Raum mehr Handlungsspielräume zu geben: „Es kann nicht sein, dass engagierte Menschen durch komplizierte Vorschriften ausgebremst werden. Unternehmerinnen heißen Unternehmerinnen, weil sie etwas unternehmen wollen. Frauen im ländlichen Raum stemmen Familie, Betrieb und Ehrenamt, aber die Politik behandelt sie oft so, als wären sie ein Risiko statt eine Stärke. Wir brauchen weniger Misstrauen, weniger ´Kontrolleritis´ und mehr Freiräume für diejenigen, die Verantwortung übernehmen.“ 

Mit Blick auf Gesundheitsversorgung und Daseinsvorsorge verwies der FDP-Politiker darauf, dass Krankenhäuser und Arztpraxen nicht ausschließlich nach wirtschaftlichen Kriterien organisiert werden dürften. Telemedizin könne eine Chance sein, brauche aber eine stabile digitale Infrastruktur als Grundlage. 

Am Ende des Gesprächs herrschte Einigkeit: Frauen im ländlichen Raum wünschen sich vor allem verlässliche Rahmenbedingungen – von der Kinderbetreuung über flexible gesetzliche Regelungen bis hin zur Altersvorsorge. „Frauen leisten jeden Tag enorm viel – in der Familie, im Beruf und im Ehrenamt. Doch vieles von dem, was sie täglich stemmen, findet im Renten- und Sozialsystem praktisch nicht statt. Sichtbar wird diese Ungleichheit oft erst, wenn die Rente berechnet wird – und dann ist es zu spät.“, so Dr. Timm Kern. Die Eindrücke des Gesprächs werde er für seine parlamentarische Arbeit nutzen, insbesondere für die Themen Bürokratieabbau, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Stärkung des ländlichen Raums.