Bonita Grupp: Unternehmertum im ländlichen Raum | Kern-Gespräch #27

Dr. Timm Kern und Bonita Grupp, Geschäftsführerin Trigema (Burladingen), im Kern-Gespräch
Jeder kennt es, das Traditionsunternehmen von der Schwäbischen Alb. Vielleicht nicht direkt, wenn man von den „Trikotwarenfabriken Gebrüder Mayer“ spricht, aber spätestens bei der Abkürzung fällt der Groschen – die Rede ist nämlich vom Textil- und Bekleidungshersteller Trigema aus Burladingen. Seit dem 01. Januar 2024 leitet Bonita Grupp mit ihrem Bruder Wolfgang Grupp jun. und ihrer Mutter Elisabeth Grupp das Unternehmen. In der neuesten Ausgabe des Formats „Kern-Gespräch“, in dem der FDP-Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern sich mit Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik unterhält, sprach sie über das Unternehmen, den Wirtschaftsstandort Deutschland und das gesellschaftliche Bild von Unternehmerinnen und Unternehmern.
Zum Jahr 2024 übergab Wolfgang Grupp sen., der Trigema seit 1969 geführt hatte und auch heute noch prägt, die Unternehmensleitung an seine Kinder. Für Bonita Grupp war es dabei schnell klar, dass sie bereit ist, die Unternehmensleitung zu übernehmen: „Man hatte immer schon einen engen Bezug zum Produkt, es war uns nicht fremd. Da war es nur eine Frage der Zeit, wann wir einsteigen.“ Dennoch habe es von Seiten ihrer Eltern immer den Freiraum gegeben, die eigenen Interessen zu entwickeln.
Dr. Timm Kern, der zur Landtagswahl 2026 für die FDP im Wahlkreis Hechingen-Münsingen antreten wird, zu dem auch Burladingen gehört, schlug anschließend die Brücke zum Thema Wirtschaftsstandort Deutschland und Baden-Württemberg. Aus seiner Sicht gerate dieser immer mehr unter Druck, da entsprechende Reformen ausblieben: „2024 schrumpfte die deutsche Wirtschaft um 0,2%, die baden-württembergische Wirtschaft sogar um 0,4%.“ Für Bonita Grupp bleiben Deutschland und Baden-Württemberg trotz allem der richtige Standort: „Wir wissen einfach die Flexibilität und auch die Qualität zu schätzen, die wir hier vor Ort bekommen“. Der lokale Bezug habe außerdem Vorteile in Sachen Nachhaltigkeit.
Dennoch gebe es eindeutigen Reformbedarf. Hier erwähnte Bonita Grupp vor allem das Thema Arbeitskräftegewinnung. Fachkräfte zu finden werde immer schwieriger. Als politische Maßnahmen, um diesen Trend zu bekämpfen, seien beispielsweise die Attraktivierung von Altersteilzeit-Modellen, steuerliche Anreize für Vollzeitarbeit und qualifizierte Arbeitsmigration nötig. Auch die Bildungspolitik sei hier gefragt, praxisnahe Bildung zu stärken, ergänzte Dr. Timm Kern, der auch bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion ist: „Jetzt haben wir in Baden-Württemberg die Situation, dass der Werkrealschul-Abschluss abgeschafft wird. Ich persönlich halte das für den völlig falschen Weg, gerade für den ländlichen Raum und die Gewinnung von Fachkräften.“
Grundsätzlich sei das Bild von Unternehmerinnen und Unternehmern in der Öffentlichkeit häufig zu negativ besetzt, waren sich die Gesprächspartner einig. Bonita Grupp warb dafür, gerade jüngeren Unternehmerinnen und Unternehmern auch mehr Vertrauen entgegen zu bringen: „Wir wollen was bewegen und sagen auch, das Land hat uns so viel gegeben, wir müssen einfach schauen, wie kommen wir voran.“ Dafür sei gerade für den Mittelstand die Entlastung von staatlicher Bürokratie wichtig. Dr. Timm Kern plädierte dafür, dass Politik und Verwaltung mehr als Dienstleister auftreten und Dinge erleichtern sollten, statt kleinteilig zu regulieren.
Ein positiver Weg sei auch, dass es immer mehr erfolgreiche Frauen in der Wirtschaft gebe. Für Bonita Grupp hat das auch etwas mit Kundenorientierung zu tun: „Wir haben bei unseren Kunden ja auch Frauen und Männer, für uns ist wichtig, dass wir beides auch in der Geschäftsführung abdecken.“ Das Bild der Gesellschaft habe sich dahingehend nicht nur in der Wirtschaft, sondern in vielen Bereichen gewandelt.
Aufgezeichnet am 21.07.2025 in Burladingen
https://www.trigema.de/