Die grün-rote Landesregierung will das gegliederte Schulsystem mittelfristig abschaffen. Deshalb will sie das Rückgrat dieses Systems, die Realschule, brechen. Die Äußerung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann belegt dies, wonach die Einführung der Gemeinschaftsschule der erste Schritt weg vom gegliederten Schulsystem sei.
Die konstanten Übergangsquote von 33 bis 34 Prozent beweisen eindrucksvoll den Erfolg der Realschule. Sie hat bei Schülern, Eltern, Lehrern wie auch den Unternehmen dieses Landes einen sehr guten Ruf. Letztere schließen mit den Realschulabsolventen gerne einen Ausbildungs- oder Arbeitsvertrag ab, denn sie wissen die zielstrebige und Leistung fördernde Herangehensweise der Realschulpädagogik und das anspruchsvolle Niveau des Unterrichts zu schätzen.
Die Realschulen stehen außerdem für die vertikale und horizontale Durchlässigkeit unseres Schulsystems. Es ist in erster Linie der Realschule zu verdanken, dass das Prinzip ‚kein Anschluss ohne Abschluss‘ kein Papier-Tiger ist, sondern auch in der Praxis tatsächlich gelebt wird.
Die wichtige Durchlässigkeit steht und fällt aber mit den Kapazitäten an den beruflichen Schulen, insbesondere der beruflichen Gymnasien. Hier hätte die grün-rote Landesregierung erheblich mehr tun müssen, wenn es ihr wirklich um mehr Bildungschancen gegangen wäre. Die Landesregierung soll nun endlich der Forderung der FDP nach kommen, die unsinnigen, teuren G9- Schulversuche beenden und die Finanzmittel dem Ausbau der beruflichen Schulen zukommen lassen. Nur so gewährleistet die Landesregierung tatsächlich die Wahlfreiheit und die Bildungsgerechtigkeit.
Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu erfahren, was die grün-rote Landesregierung mit den Realschulen vorhat. Die romantische Idealisierung der Gemeinschaftsschulen durch Rot-Grün nährt den Zweifel an der im Koalitionsvertrag formulierten Unterstützung für die Realschulen. Deshalb werden wir Liberalen die Realschulen mit Leidenschaft verteidigen.
Pressemitteilung zum Thema: „Wir werden die Realschulen mit Leidenschaft verteilen“.
Hierzu meine Rede im Landtag vom 14.03.12:
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen,
In der Tat – die Realschule ist das Rückgrat des differenzierten Schulwesens in unserem Land. Sie ist der Garant für den Erfolg unseres Bildungssystems. Denn wir sollten nicht vergessen: Bundesweit stehen wir in Baden-Württem-berg, was die Lernleistungen angeht, sehr gut da, auch wenn uns Grüne und SPD immer wieder weißmachen wollen, man müsste das ba-wü. Schulsystem grundlegend umgraben.
Die seit Jahren konstante Übergangsquote auf die Realschule von 33-34% eines Jahrgangs beweist es eindrucksvoll – die Realschule hat einen sehr guten Ruf, sowohl bei Schülern, Eltern und Lehrern, wie auch bei der ba-wü. Wirtschaft.
Deshalb nehmen die Betriebe auch gerne Realschulabsolventen unter Vertrag, sie wissen die zielstrebige und Leistung fördernde Herangehensweise der Realschulpädagogik und das anspruchsvolle Niveau des Unterrichts zu schätzen.
Die Realschule stellt deshalb ein wichtiges Fundament unserer erfolgreichen Wirtschaft und somit unseres Wohlstands dar, indem sie den Nachwuchs an Fachkräften sichern hilft.
Meine Damen und Herren,
ich möchte es an dieser Stelle ein weiteres Mal betonen: Die Gerechtigkeit eines Schulwesens zeigt sich gerade an seiner Durchlässigkeit. Auch hierfür ist die Realschule unverzichtbar, ja sie ist sogar der Garant für die Durchlässigkeit des gesamten ba-wü. Bildungswesens.
So beweist die Antwort der Landesregierung, dass in den Realschulen sowohl die horizontale als auch die vertikale Durchlässigkeit gut funktionieren. Es zeigt sich, dass es in erster Linie der Realschule zu verdanken ist, dass das Prinzip „Kein Abschluss ohne Anschluss“ kein Papier-Tiger ist, sondern in der Praxis auch tatsächlich gelebt wird.
Diese wichtige Durchlässigkeit steht und fällt aber mit den Kapazitäten an den beruflichen Schulen, insbesondere der beruflichen Gymnasien. Hier hätte die grün-rote Landesregierung erheblich mehr tun müssen, wenn es ihr wirklich um mehr Bildungschancen gegangen wäre. 100 zusätzliche Lehrerstellen sind natürlich nicht nichts, aber sie sind noch weit von den 900 Stellen entfernt, die nach groben Schätzungen für den bedarfsgerechten Ausbau und eine gute Unterrichtsversorgung an den beruflichen Schulen notwendig wären.
Ich erinnere Sie daher gerne noch einmal an die Forderung der FDP: Beenden Sie die unsinnigen, teuren G9-Schul-versuche und stecken Sie diese Gelder lieber in den Ausbau des beruflichen Bildungswesens! So würden Sie tatsächlich Wahlfreiheit und Bildungsgerechtigkeit gewährleisten.
Meine Damen, meine Herren,
angesichts dieser Bedeutung und Leistungen der Realschule müsste man eigentlich davon ausgehen, dass diese Schulart von einer jeden Landesregierung entsprechend anerkannt und auch praktisch gefördert würde.
Doch weit gefehlt! Die Landesvorsitzende des Realschullehrerverbandes Irmtrud Dethelffs-Niess musste im November letzten Jahres gar die Frage stellen: (Zitat) „Weiß die Kultusministerin, dass es Realschulen gibt?“
Zu Ihrer Erinnerung möchte ich den Koalitionsvertrag zitieren: (Zitat) „Insbesondere die Realschulen müssen die Herausforderungen einer immer heterogeneren Schülerschaft bewältigen. Wir werden sie bei dieser Aufgabe unterstützen und entsprechend ausstatten, z. B. durch Hausaufgabenbetreuung, Ergänzungsstunden und Arbeitsgemeinschaften.“ Zitat Ende.
Soweit die grün-roten Versprechungen. Nichts davon haben Sie tatsächlich umgesetzt! Stattdessen haben Sie das wichtige Ziel beerdigt, den Klassenteiler weiter zu senken. Dabei hätte gerade der Realschule eine weitere Senkung des Klassenteilers sehr geholfen, denn hier finden sich immer noch sehr große Klassen.
Wünschenswert wäre ferner, dass der Ausbau der Ganztagesbetreuung an den Realschulen in derselben zügigen Weise fortgesetzt wird wie unter der Vorgängerregierung und hierbei nicht wie auch beim Klassenteiler das Lieblingskind Gemeinschaftsschule einseitig Vorrang erhält.
Meine Damen und Herren,
die ba-wü. Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu erfahren, was Grün-rot vorhat: „Die Einführung der Gemeinschaftsschule ist der erste Schritt weg vom gegliederten Schulsystem.“ (MP Winfried Kretschmann).
Da Sie das gegliederte Schulwesen also mittelfristig abschaffen wollen, müssen Sie notwendigerweise diesem System das Rückgrat brechen. Deshalb behandeln Sie die Realschule als Stiefkind.
Die Folgen der überstürzten Abschaffung der Grundschulempfehlung wird in erster Linie die Realschule zu spüren bekommen. Und was Grün-Rot für ihre Gemeinschaftsschulen romantisch idealisiert beschreibt, ist an den Realschulen längst Realität: Keine andere Schulart verfügt über ähnlich weitreichende Erfahrungen im Umgang mit Heterogenität!
Aber hier ist man gerade nicht den Weg gegangen, Klassen und Sitzenbleiben abzuschaffen und Lehrer nur noch als Lernbegleiter zu sehen. Die Realschulpädagogik und -didaktik hat pragmatische Ansätze selbstorganisierten Lernens übernommen, sie hat eben nicht alle klassischen Ansätze über den Haufen geworfen, sondern sie hat Leistungsbereitschaft stets gefördert und belohnt und somit gerade denen, die von Haus aus vielleicht nicht die besten Voraussetzungen mitbrachten, einen echten Bildungsaufstieg ermöglicht.
Grün-Rot wäre deshalb gut beraten, als Modell für die Fläche die Realschule bzw. Werkrealschule und eine Kooperation aus beiden zuzulassen, und sich nicht einseitig auf die Gemeinschaftsschule zu versteifen. Dass Sie hier keine Gestaltungsfreiheit geben und sich in die Gemeinschaftsschule verbohren, entlarvt die Ideologie hinter den erklärten Absichten einer Schulpolitik, die angeblich nahe beim Menschen sein soll.
Ich fordere Sie auf: Geben Sie Schulgestaltungsfreiheit und statten Sie die Realschulen wie alle anderen Schularten auskömmlich mit den Ressourcen aus, die sie brauchen, um weiterhin sehr gute Ergebnisse erzielen zu können. Die Realschule ist der Garant für den Erfolg uns differenzierten Bildungssystems und deshalb wird die FDP diese Schulart auch mit Leidenschaft verteidigen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!