- Die Landtagsabgeordneten Dennis Birnstock und Dr. Timm Kern (beide FDP) im Austausch mit Vertretern der Evangelischen Kindergärten, der Stadtverwaltung und des Gesamtelternbeirats in Baiersbronn
- Das Gespräch mit den zwei Bildungspolitikern drehte sich nicht nur um die Pandemiefolgen für Kinder und Personal, sondern vor allem auch um Fachkräftemangel, Gruppengrößen und die Attraktivität der Ausbildung
- Birnstock und Kern sind sich einig: „Wir fordern die Landesregierung auf, den vielfältigen Herausforderungen im Kitabereich mit kurzfristigen und langfristige Lösungen zu begegnen und die Kommunen bei diesem Thema zu unterstützen.“
„Es fehlt vor allem die Zeit für das Wesentliche: Die Kinder“ war der Tenor der sieben Einrichtungsleiterinnen der Baiersbronner Evangelischen Kindergärten. Landtagsabgeordneter Dr. Timm Kern und sein Kollege und Sprecher für frühkindliche Bildung der FDP/DVP-Fraktion, Dennis Birnstock, folgten gerne der Einladung der Baiersbronner Kindergartenvertreter, um sich mit Ihnen über grundlegend, strukturelle, sowie auch aktuelle Herausforderungen in der frühkindlichen Bildung auszutauschen. Kritikpunkte an den aktuellen Rahmenbedingungen für Tätige im Kitabereich gab es einige, vor allem die Erwartungen an das Personal sei nicht mehr tragbar: Während überlastete Erzieherinnen und Erzieher Fachkräftemangel und zu große Betreuungsgruppen kompensieren müssten, wären die Kitaleitungen mit uferloser Bürokratie, den immer stärker individualisierten Anforderungen von Eltern und dem Anleiten multiprofessioneller Teams konfrontiert und das unter oftmals widrigen infrastrukturellen Rahmenbedingungen wie beispielsweise fehlender Besprechungsräume.
Auch die Pandemiefolgen seien noch nicht vollständig bei allen Betroffenen verarbeitet: Kinder, Eltern und Personal seien erschöpft von den Corona-Auflagen der letzten Jahre wie Maskenpflicht, das Testen und die sich stets ändernden Regeln. Es fehle vielen Kindern an grundlegenden Kompetenzen und die Wartezeiten für Therapieplätze seien viel zu lang. Zudem wären die Lockdowns für alle Kinder sehr schwierig gewesen, insbesondere für die schwächeren Kinder auf dem Weg zum Schulübergang. „Emotionale Unterstützung zur Bewältigung der Pandemiefolgen ist für Kinder in so jungem Alter nun von höchster Bedeutung. Die Wartezeiten für Therapieplätze jeglicher Art im ländlichen Raum sind ein untragbarer Zustand und müssen dringend von der Landesregierung prioritär angegangen werden!“, forderte Kern. Auch die Vertreterin des Gesamtelternbeirats Franziska Braun, die auch Vorstandsmitglied der Landeselternvertretung Baden-Württembergischen Kindertageseinrichtungen (LEBK) ist, zeigte viel Verständnis: „Die Umsetzung der Corona-Maßnahmen war für das Personal extrem herausfordernd. Wir alle würden uns für sie wünschen, dass sie sich jetzt wieder voll und ganz auf ihre pädagogische Arbeit konzentrieren können.“ Auch zwischen den Bedürfnissen der Eltern habe es extreme Diskrepanzen gegeben. Wie auch allgemein in der Gesellschaft hätten sich zwischen den Eltern Fronten gebildet, die weder aufgearbeitet noch abgebaut seien, so Braun. Um die Herausforderungen der frühkindlichen Bildung anzugehen halte sie einen KiTa-Gipfel mit allen Beteiligten und Akteuren aus der Politik für sinnvoll, den auch Dennis Birnstock für eine gute Möglichkeit zum konstruktiven Austausch und zur Erarbeitung von Lösungsansätzen sieht.
Eine weitere Herausforderung im Kitabereich sei der Fachkräftemangel, der teilweise so weit gehe, dass beispielsweise an Fortbildungen nicht zu denken sei, da sonst der Kindergarten für einen Tag schließen müsse, berichtete eine Leiterin. Sowohl dem Beruf als auch der Ausbildung fehle es an Wertschätzung und angemessener Bezahlung, bemängelten die Erzieherinnen, weshalb sich immer weniger zur Fachkraft ausbilden ließen. Kern und Birnstock stimmten zu, dass der Beruf der Erzieherin oder des Erziehers attraktiver gemacht werden muss und mehr Anerkennung aus der Politik und der Gesellschaft notwendig sind. „Das bekommen wir beispielsweise durch eine Entlastung von Verwaltungstätigkeiten hin, sodass sich die Fachkräfte auch wieder um die Pädagogik kümmern können“, so Birnstock. Dem Fachkräftemangel könnte man zudem durch die Erleichterung von Quereinstieg und Nachqualifizierung, aber auch durch qualifizierte Kräfte aus dem Ausland begegnen, sind sich beide einig.