• Landtagsabgeordneter Dr. Timm Kern (FDP) im Austausch mit Schulleiterin Heidrun Linka und Team von der Realschule Horb
  • Herausfordernd in der Pandemie seien nicht nur der Unterrichtsausfall, sondern vor allem auch das fehlende Miteinander und die weggefallenen außerschulischen Aktivitäten
  • Dr. Timm Kern: „Die Realschule Horb ist ein Praxisbeispiel dafür, dass das Konzept Realschule sehr gut funktioniert! Die vom Schulteam angesprochenen Probleme sind mir bekannt und ich werde sie auch weiterhin an die Landesregierung adressieren.“

Seit Ende letzten Jahres wird die Auflösung des eigenständigen Realschulreferats und Eingliederung in das Gemeinschaftsschulreferat im Kultusministeriums diskutiert– ein Vorhaben der grün-schwarzen Landesregierung, das aus Sicht des Landtagsabgeordneten Dr. Timm Kern (FDP) die Autonomie der Realschulen und somit auch der Bildungsvielfalt gefährdet. Um auch im Wahlkreis seine Unterstützung für die Realschulen zu signalisieren, besuchte der bildungspolitische Sprecher der FDP/DVP-Fraktion die Realschule Horb. Das Gespräch mit Schulleiterin Heidrun Linka, ihrem Schulleiterteam und weiteren Lehrkräften aus dem Kollegium drehte sich neben den Herausforderungen durch die Pandemie vor allem auch um strukturelle Probleme der aktuellen Realschulpolitik.

Die Abschaffung des Sitzenbleibens in der 5. Klasse sei wenig hilfreich für die jungen Kinder waren sich alle Gesprächsteilnehmenden einig. Auf diese Art und Weise würden nicht die eigentlichen Lernlücken geschlossen, sondern die Schülerinnen und Schüler auf mittlerem Niveau bis Klasse 7unterrichtet, um dann wahlweise auf Hauptschul- oder Realschulniveau weiter beschult zu werden. Viele Kinder stünden unter Druck, den Weg bis zum Abitur gehen zu müssen. Timm Kern bekräftigte die Wichtigkeit der Realschulen als unverzichtbarer Teil eines vielfältigen, durchlässigen Bildungssystems. Gleichzeitig warb er für den Wert einer Ausbildung und auch in diesem Punkt waren sich die Gesprächspartner einig: Egal ob Meister oder Master – alle Abschlüsse sollten gleichwertig anerkannt und entsprechend wertgeschätzt werden.

Auch eine Vertretungslehrerin war Teil der Gesprächsrunde, die die fehlende Planungssicherheit in ihrem Job bemängelte. Sie würde als Vertretungslehrerin nur Arbeitsverträge für ein Jahr erhalten und regelmäßig zu den Sommerferien wieder gekündigt. Dabei müsse die Schulverwaltung doch eigentlich froh sein, dass sich Lehrkräfte für einen Arbeitsplatz im ländlichen Raum entscheiden, pflichtete ein Kollege ihr bei und wies auf den allgemeinen Lehrermangel insbesondere an Realschulen und im ländlichen Raum hin. Timm Kern sicherte zu, die Kultusministerin auf ihr Versprechen hinzuweisen, diese unwürdige Kündigungspraxis von Vertretungslehrkräften zum Ende des laufenden Schuljahres zu beenden. Auch Fortbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten für Quereinsteiger halte er für zwingend erforderlich.

Die Pandemie hätten die Lehrkräfte und die 650 Schülerinnen und Schüler an der Realschule Horb den Umständen entsprechend bisher gut überstanden, berichtete Schulleiterin Linka. Die schulische digitale Infrastruktur sei gegeben und durch den engagierten, Einsatz dreier Kollegen seien sie auch in kürzester Zeit für den digitalen Unterricht fit gemacht worden. In diesem Zusammenhang dankte die Schulleiterin auch für das Engagement der Stadt Horb als Schulträger, die die Schule digital gut ausgestattet habe.

Auch die Schulsozialarbeit funktioniere gut und soll zur weiteren individuellen Unterstützung von Schülerinnen und Schülern, aber auch der Klassengemeinschaften ausgebaut werden. „Klassengemeinschaft ist ein gutes Stichwort“, ergänzte eine Kollegin das Gespräch. Die Gemeinschaft habe während der Pandemie sehr gelitten und das wiederaufzubauen sei sowohl eine emotionale als auch zeitliche Herausforderung für alle, berichtete sie. „Klassenfahrten, der Wintersporttag und auch die Schulfasnet fallen wegen der Auflagen alle weg“, erläuterte ein Kollege. „Das sind alles Aktivitäten, auf die sich die Kinder freuen könnten, die die Gemeinschaft stärken und normalerweise für positive Erinnerungen an die Schulzeit sorgen!“ All diese fehlenden Erfahrungen für die Schülerinnen und Schüler bedauerten alle Gesprächspartner sehr und hoffen auf mehr zukünftige Begegnungsmöglichkeiten für die jungen Menschen – egal ob innerhalb oder außerhalb der Schule – spätestens im Sommer.