Dr. Timm Kern, bildungspolitischer Sprecher der FDP/DVP im Landtag, und Renata Alt, Bundestagskandidatin der FDP, waren zu Gast in der Auwiesenschule um sich über das pädagogische Konzept dieser Werkrealschule zu informieren. Bei einer ausführlichen Führung durch die Räume der Schule und Kurz-Besuchen im Unterricht überzeugten sich die beiden Politiker von der Leistungsfähigkeit der Werkrealschule und suchten auch das Gespräch mit Schülerinnen und Schülern. Timm Kern und Renata Alt zeigten sich von der Ausstattung und der positiven Arbeitsatmosphäre sehr beeindruckt.

Anschließend tauschten sich die Politikvertreter mit Rektor Dr. Walter Korinek und Lehrkräften über Anliegen der Schule aus. Angesichts der Bildungspolitik in Baden-Württemberg mit der geplanten Hinführung zu einem Zwei-Säulen-Modell aus Gymnasium und Gemeinschaftsschule ergab sich eine  anregende Diskussion. Alle Lehrkräfte stehen voll hinter dem Konzept der Schule mit ihrer ausgeprägten Praxisorientierung, dem pädagogischen Bezug der Lehrkräfte zu ihren Schülern und der praxisgerechten Schulgröße. Volle Einigkeit herrschte zwischen Lehrern und Gästen über die Ablehnung der Vorstellung, dass Lehrer nach den Vorstellungen der Landesregierung sich als „Lernbegleiter“ verstehen sollen. Ausgehend von den langjährigen Praxiserfahrungen und Ergebnissen der Lernpsychologie wurde in Frage gestellt, dass Jugendliche insbesondere in der Pubertät mit selbstorganisiertem Lernen als Prinzip der Schule zu Recht kommen. Schüler brauchen Lehrer, die Leitlinien geben und Grenzen aufzeigen und an denen sie sich auch mal „reiben“ können.

Angesichts der hervorragenden technischen Ausstattung der Schule und den Erfolgen im Bereich der Berufsorientierung wies der FDP-Politiker Dr. Timm Kern darauf hin, dass in der Gemeinschaftsschule als „bildungspolitischem Lieblingskind der rot-grünen Landesregierung“ gerade diese Bereiche nicht mehr vorgesehen sind. Dadurch wird das praxisorientierte Modell der Werkrealschule mit ihrer erfolgreichen Konzeption der Berufsvorbereitung durch theoretische Instruktion ersetzt. Er spitzte seine Kritik an der Gemeinschaftsschule zu, indem er die Vorstellungen von selbstorganisiertem Lernen mit Hilfe von vorbereiteten Arbeitsmaterialien und der Hilfe durch Lernbegleiter als „Instruktionspädagogik“ bezeichnete. Dies sei keinesfalls moderne Didaktik, sondern bei genauer Betrachtung eine völlig altmodische Art der Wissensvermittlung. Korinek unterstützte diese These, indem er auf die Erkenntnisse der aktuellen Erziehungswissenschaft, insbesondere auf die Arbeiten von John Hattie hinwies: „Wir diskutieren über die falschen Themen. Schule braucht Kontinuität und nicht ständig Veränderungen je nach Regierungspartei. Schulerfolg ist wesentlich durch die Lehrerinnen und Lehrer und ihren Unterricht und weniger von strukturellen Eigenschaften bestimmt.“

Große Einigkeit herrschte bei allen Gesprächsteilnehmern, als ein Lehrer eine parteiübergreifende Kooperation in der Bildungspolitik als Grundlage der nötigen Stabilität forderte. Renata Alt konnte dies aus eigener Erfahrung nur unterstreichen: „Schüler brauchen Ruhe und Zeit für ihre Entwicklung und Lehrer, die sie verständnisvoll mit Förderung und angemessenen Forderungen unterstützen“.