Bad Krozingen/Staufen Eltern sind beunruhigt, Lehrer sind besorgt, selbst unter den Schülern werden die begonnenen und von der rot-grünen Landesregierung beabsichtigten Veränderungen in der baden-württembergischen Schulpolitik heftig diskutiert. Kaum jemand stellt in Frage, dass das Schulsystem angesichts des demographischen Wandels reformiert werden muss. Dies war auch das Hauptthema beim Besuch des bildungspolitischen Sprechers der FDP-Landtagsfraktion Dr. Timm Kern in Bad Krozingen. In Gesprächen mit dem Staufener Bürgermeister Michael Benitz und Gemeinderäten aus Bad Krozingen stellte er seine Sicht der Problematik und die Politik der grün-roten Landesregierung dar.
Kritisch wird vor allem gesehen, dass in unserem Land die Förderung der Gemeinschaftsschulen zu Lasten der Gymnasien und Realschulen massiv vorangetrieben wird. So erhalten Gemeinschaftschulen etwa den doppelten Sachkostenzuschuss wie andere Schulen ohne jeden logisch vertretbaren Grund. Das neue Schulmodell wird hastig eingeführt, es gibt keinen Bildungsplan, keine Lehrerfortbildung, keine Modellversuche dazu. Dr. Timm Kern vermutet, dass hier im Hintergrund versucht wird, schnell und unumkehrbar ein ideologisches Konzept umzusetzen, bevor sich der Potest der Betroffenen bündelt und die Wähler bei der nächsten Landtagswahl die grüne-rote Regierungszeit beenden. Er fordert „Qualität-vor-Tempo“ und nicht die hier praktizierte Tempo-vor-Qualität-Strategie auf dem Rücken unserer Kinder. Aufgrund der abnehmenden Schülerzahlen ist natürlich ein Kampf um den Erhalt der Schulstandorte entbrannt, mancher Bürgermeister und Schulleiter macht sich zurecht Sorgen. Kerns Leitgedanke hierzu: kurze Beine, kurze Wege, was heißt, das das Schulangebot für die Kleinen auch künftig möglichst heimatnah sein muss. Städte und Gemeinden werden aber damit geködert, dass sie bei der Einführung von Gemeinschaftschulen mit großzügigen Subventionen rechnen können, was jedem verantwortlichen Entscheidungsträger scheinbar pragmatische Schritte in Richtung Einheitsausbildung nahelegt.
Die Landesregierung bekennt sich zwar offiziell zum Zweisäulenmodell Gymnasium und Gemeinschaftsschule, möchte aber die Lehrerausbildung komplett vereinheitlichen. Sonderpädagogen, Grundschullehrer, Realschullehrer und Gymnasiallehrer sollen künftig eine sechssemestrige Uniausbildung mit anschließenden vier Semestern an der PH absolvieren, alle sollen damit angeblich Gymnasialniveau erreichen. Dies ist nicht nur unrealistisch und wenig bedarfsgerecht, sondern auch undifferenziert, überdies reicht die sechssemestrige Fachausbildung nicht aus, um Gymnasialniveau im bisherigen Sinne erreichen zu können. Vollkommen offen ist die Frage, wie der neue Einheitslehrer besoldet werden soll, ein Anhebung auf A13 ist nicht finanzierbar, die teilweise Herabstufung auf A12 wäre nicht nur ungerecht, sondern würde tiefen Frust auslösen. Viele Lehrer haben angesichts dieser Perspektiven keine Lust mehr.
Die FDP lehnt jede Form der zentralistsichen Einheitsausbildung entschieden ab. Baden-Württemberg ist darauf angewiesen, sich auch in Zukunft als Industrie- und Wirtschaftstandort im weltweiten Wettbewerb durchzusetzen. Hierzu ist es unabdingbar, differenzierte Ausbildungsmodule anzubieten, pädagogische Freiheit zu gewähren und die detaillierte Ausgestaltung den Verantwortlichen vor Ort zu überlassen. Die notwendigen Veränderungen sollten wissenschaftlich begleitet, verantwortungsvoll, gut vorbereitet und behutsam umgesetzt werden. Unangemessener Zeitdruck ist fehl am Platz.
Klassenkämpferische Ideologien haben hier keinen Platz, das Wohl unsere Kinder darf in einer Welt des verschärften wirtschaftlichen Wettbewerbs nicht gefährdet werden. „Differenzierung und Maßanzu statt Gleichmacherei, Zukunftsicherung statt Ideologie“, fordert der Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern.