Die von Grün-Rot und CDU-Landesverband vertretene Zwei-Säulen-Lehre bedeutet Aus für erfolgreiche Schularten wie Realschule
Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Dr. Timm Kern, sagte in einer Landtagsdebatte über die Zukunft der Realschule:
„Die Realschule und die reale Bildung haben eine beachtliche Geschichte hinter sich. Zugleich ist ihre Philosophie einer Orientierung an der realen Welt geradezu topaktuell. Die Berufsorientierung als Querschnittsaufgabe, die Auswahl der Lerngegenstände zum Zweck einer praktischen Anwendung, die an die Lebenswelt der Schüler anknüpfende Didaktik und die konsequente Förderung von Leistungsbereitschaft haben die Realschule nicht nur zur Schule des sozialen Aufstiegs schlechthin, sondern auch zu einer exzellenten Vorbereitungseinrichtung für die spätere Berufswelt gemacht. Erzählt man in anderen Ländern Europas und der Welt, dass uns hierzulande die Gemeinschaftsschule als der letzte pädagogische Schrei verkauft werden soll, schüttelt man dort nur den Kopf. Man beneidet uns weltweit um ein differenziertes Bildungswesen, dessen Rückgrat die Realschule und die beruflichen Schulen bilden. Denn das berufliche Schulwesen einschließlich der dualen Ausbildung und die Realschule bilden, wenn auch institutionell eigenständig, eine untrennbare Einheit.
Dass sich die grün-rote Landesregierung lautstark gegen den Vorwurf wehrt, steht in starkem Kontrast zum grün-roten Regierungshandeln. Es ist die Realschule, die mit am meisten die Konsequenzen aus der unüberlegt und vorschnell abgeschafften verbindlichen Grundschulempfehlung zu tragen hat. Die Realschule sieht sich mit einer erheblich vergrößerten Heterogenität bei der Schülerschaft und deren Leistungsfähigkeit konfrontiert. Die Realschule muss nun den gesamten bildungspolitischen Unverstand der Landesregierung auszugleichen versuchen. Das stellt selbst die Realschullehrerinnen und Realschullehrer mit ihrer unaufgeregten, pragmatischen und leistungsorientierten Herangehensweise vor manche Probleme und ist alles andere als von Vorteil für die Schülerinnen und Schüler.
Aber dass die Realschule unter Druck geraten ist, ist Grün-Rot im Grunde genommen gerade recht. Denn nachdem bei der zweiten Gemeinschaftsschul-Tranche nur vier Realschulen dabei waren und ansonsten hauptsächlich um ihren Standort kämpfende kleine Haupt-/Werkrealschulen, hat der Gemeinschaftsschul-Vordenker, Prof. Torsten Bohl, der Landes-regierung ins Stammbuch geschrieben, dass ohne Realschüler und Gymnasiasten der Ge-meinschaftsschule kein Erfolg beschieden sein wird. Spätestens diese Nachricht hat Grün-Rot veranlasst, die Daumenschrauben für die eigensinnigen Realschulen anzuziehen. Wie so etwas geht? Man entwirft beispielsweise einen neuen Bildungsplan, was so etwas ist wie das Grundgesetz einer Schule, und da finden die Realschulen nicht mehr statt. Und wer es da noch nicht gemerkt hat, dass die grün-rote Zukunftsrechnung ohne die Realschulen statt-findet, dem wurde es spätestens klar, als der Ministerpräsident seine Zwei-Säulen-Lehre verkündete. Das Wesentliche dazu steht im ersten Begründungssatz des Antrags der CDU-Landtagsfraktion: „Mit der Einführung des sogenannten ‚Zwei-Säulenmodells‘ ist das Ende der Realschule für Grüne und SPD beschlossene Sache. Künftig wird es nur noch ein Gymnasium und eine Gemeinschaftsschule im Land geben – so hat es der Ministerpräsident am 17. Juli 2012 angekündigt.“ Ich kann die CDU-Landtagsfraktion nur auffordern, ihre Ablehnung der Zwei-Säulen-Lehre auch in der eigenen Partei weiter zu halten – alles andere bedeutet in der Konsequenz das Aus für die Realschule und die beruflichen Schulen.
Und an Herrn Stoch kann ich namens der FDP-Landtagsfraktion nur appellieren: Wenn es Grün-Rot ernst ist mit einem vielfältigen und differenzierten Schulwesen, wie es der neue Elternprospekt des Kultusministeriums glauben machen will, dann überlassen Sie es dem freien Spiel der Kräfte, ob eine Realschule oder eine Gemeinschaftsschule vor Ort gewünscht wird. Stoppen Sie die dritte Tranche der Gemeinschaftsschulen, unter deren Anträgen wiederum nur 15 Realschulen sind. Wenn wir mehr wissen über die Gemeinschaftsschulen, sollten die Verantwortlichen vor Ort die entsprechenden Entscheidungen hinsichtlich der Schulangebote treffen können. Eine regionale Schulentwicklung, die den Namen verdient, macht aus den Landeszuwendungen ein Budget, mit dem die Verantwortlichen vor Ort ihr Bildungsangebot eigenständig gestalten können. Und geben Sie den Realschulen eine Bestandsgarantie – anders ist in der verfahrenen Situation kein verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Vertrauen ist aber eine notwendige Voraussetzung, um etwas Tragfähiges auf die Beine zu stellen.“
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