Zurzeit wird über die „Fridays for Future-Bewegung“ viel diskutiert. Ich finde es sehr gut, wenn junge Menschen für ihre berechtigten Anliegen auf die Straße gehen und zeigen, dass sie keine „Null-Bock-Generation“ sind. Ihr Engagement belebt unsere Demokratie.

Manches verstehe ich allerdings nicht: Da lobt (!) unsere Bundeskanzlerin eine politische Bewegung, die sich exakt gegen ihre 14-jährige Klimapolitik richtet und lautstark auf den Straßen demonstriert!

Die bisherige Klimapolitik mit E-Auto-Quoten, EEG-Subventionen und Fahrverboten hat Deutschland zum Spitzenreiter bei den CO²-Vermeidungskosten gemacht, gleichzeitig aber verfehlt unser Land die eigenen Klimaziele. Deutschland ist nicht mehr Klimaschutz-Vorzeigemodell, sondern unter den Industriestaaten eher abschreckendes Beispiel.

Welcher technologische Weg zum Klimaziel führt, sollten nicht Politiker entscheiden, sondern Praktiker, die jeden Tag an technologischen Fragen arbeiten. Warum nutzen wir nicht viel stärker die Intelligenz jener, die es geschafft haben, die saubersten Dieselmotoren weltweit oder klimaneutrale Verbrennungsmotoren durch synthetische Kraftstoffe zu entwickeln?

Schließlich muss Klimaschutz immer international gedacht werden. Wir sollten nachhaltige Technologien durch Entwicklungspartnerschaften exportieren oder zum Schutz der Lunge unseres Planeten Regenwald kaufen und ihn dadurch schützen.

Schließlich möchte ich die jungen Menschen motivieren, es nicht beim freitäglichen Protest alleine zu belassen. Denn ein tatkräftiges Engagement außerhalb der Unterrichtszeiten würde die Glaubwürdigkeit weiter unterstreichen. „Engagiert Euch in den demokratischen Parteien und macht mit neuem Denken dort die Klimapolitik stark. Klar, das erfordert Ausdauer und Mühe, ist aber in einer Demokratie der richtige Weg, um wichtige Anliegen durchzusetzen.“

Imponiert hat mir eine Klasse der Luise-Büchner-Schule in Freudenstadt: Sie belässt es nicht beim Demonstrieren, sondern hat konkrete Klimaschutz-Projekte initiiert (Mülltrennung, PET-Flaschendeckelsammelaktion u.a.).

Diese Schulklasse zeigt, dass ihr sowohl Engagement als auch konkretes Handeln wichtig ist. Damit stärkt sie die Glaubwürdigkeit ihres Anliegens und beweist darüber hinaus, dass es auch auf uns alle bei der Schonung unserer Lebensgrundlagen ankommt. Jeder erhobene Zeigefinger sollte an die eigene Nase fassen.

Gastbeitrag von Timm Kern, erschienen in der Neckar-Chronik am 18. April 2019.