- Landtagsabgeordneter Dr. Timm Kern (FDP) besuchte am „Tag der Freien Schulen“ das Oberlinhaus in Freudenstadt
- In einer Pflegeklasse und einer Migrationsklasse stand der ehemalige Lehrer Timm Kern den jungen Interessierten Frage und Antwort
- Mit Schulleiter und Direktor Hans-Henning Averbeck und seinen Kollegen fand zudem ein Austausch rund um das Thema Pflege, sowie innovative und digitale Ausbildungskonzepte statt
Warum kostet das Benzin zur Zeit so viel? Weshalb sind Sie Politiker geworden? Welche Sprachen sprechen Sie? fragten die Pflegeschülerinnen und -schüler des Oberlinhaus den Landtagsabgeordneten Dr. Timm Kern (FDP). Der bildungspolitische Sprecher der FDP/DVP-Fraktion kam der Einladung aus Freudenstadt nach und verbrachte im Rahmen des „Tag der Freien Schulen“ – von der Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen Baden-Württemberg initiiert und in diesem Jahr schon zum siebten Mal stattfindend – den Vormittag an der Pflegeschule des Oberlinhaus e.V. Ziel des „Tag der Freien Schulen“ ist für die Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen Baden-Württemberg, die diesen Tag landesweit bewirbt, die Begegnung und der Austausch zwischen Landtagsabgeordneten, Schülerinnen und Schülern, aber auch Lehrkräften. Das Miteinander wirke Politikverdrossenheit und Radikalisierung entgegen und soll die Situation der Freien Schulen an diesem Tag in den Fokus rücken.
Mit Leidenschaft beantwortete der ehemalige Lehrer die Fragen der jungen Interessierten und ging dabei keiner aus dem Weg: Auch nach seiner persönlichen Meinung zur Corona-Impfung wurde der Politiker gefragt, genauso wie nach der Rechtfertigung für das geringe Gehalt von Menschen, die im Pflegebereich ausgebildet werden und arbeiten. „Es war eine schöne Erfahrung mal wieder vor einer Klasse zu stehen und mich mit so vielen interessierten jungen Menschen auszutauschen“, resümierte Timm Kern nach den Fragerunden.
Anschließend setzte er sich auch mit dem Schulleiter und Direktor des Oberlinhauses Hans-Henning Averbeck und seinen Kolleginnen und Kollegen zusammen, um über die Chancen und Herausforderungen vor Ort zu sprechen. Das Oberlinhaus bildet in seinen schulischen Ausbildungsgängen Fachkräfte im Bereich der Sozialpädagogik (Erzieher und Erzieherinnen und Kinderpfleger und Kinderpflegerinnen) sowie Pflegekräfte und Pflegefachkräfte aus. Einen besonderen Fokus im Gespräch bekam die neue generalistische Pflegeausbildung und der große Mangel an Pflegefachkräften. Timm Kern folgte den Ausführungen von Ausbildungsleiter Wolfgang Haug mit großem Interesse, der ein besonderes Ausbildungsmodell in einer Projektkooperation vorstellte, in der junge Menschen aus Vietnam für die Pflegeausbildung angeworben werden. In einer eigenen Klasse erlernen die meist vietnamesischen Schülerinnen und Schüler in gleichen Teilen Deutsch und Pflegeinhalte. Seit 2015, so Wolfgang Haug, gebe es diese Schulart der zweijährigen Helferausbildung in der Altenpflege speziell für Migrantinnen und Migranten, mit der parallel zum Abschluss des Altenpflegehelfers auch der Deutsch B2-Abschluss erworben werden kann. Eine Verkürzung der generalistischen Pflegefachkraftausbildung sei damit möglich. Ein innovatives Konzept, dass sich bereits seit 2019 am Oberlinhaus bewährt. Rund 120 qualifizierte junge Menschen werden derzeit in dieser Schulart ausgebildet. „Eine tolle Idee, um dem Fachkräftemangel in Deutschland und vor allem hier im ländlichen Raum zu entgegenzuwirken“, so Timm Kern.
Die Schülerinnen und Schüler aus dem Ausland seien besonders motiviert und fleißig, bekräftigte Ulrike Frey, Fachleiterin für die generalistische Pflegeausbildung, den Erfolg der Migrationsklassen. Rund 95 Prozent würden dann auch in die pflegerische Fachkraftausbildung übergehen.
Timm Kern zeigte sich auch sehr interessiert an den Erfahrungen, die mit digitalen Lernangeboten im Oberlinhauses gemacht werden. Oliver Nolte, als studierter Medieninformatiker im Oberlinhaus auch zuständig für die Querschnittsaufgabe der digitalen Lernangebote, führte aus, dass man im März 2020 sehr schnell auf den digitalen Unterricht umstellen konnte. Durch Investitionen in die eigene Infrastruktur und einen Breitbandanschluss habe man bereits seit dem vergangenen Schuljahr sehr gute Möglichkeiten gehabt, alle Klassen nach Stundenplan auch online zu beschulen. „Allerdings hat Digitalisierung im Grunde nichts mit Technik zu tun. Es geht vielmehr darum mittels neuer Konzepte und Bildungsprozesse einen Mehrwert für die Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler zu schaffen“, erklärte Nolte, der gerade mit den Fachlehrkräften an einem Blended Learning Konzept für die Erzieherausbildung arbeitet. So könnten zukünftig die theoretischen Inhalte in flexiblen Lerneinheiten im Selbststudium erarbeitet und die Praxisphasen gebündelt wahrgenommen werden. „Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten für neue Zielgruppen, die wir sonst aufgrund von fehlender Flexibilität und Zeiteinteilung gar nicht erreichen würden“, erläuterte Nolte weiter. Der Landtagsabgeordnete zeigte sich angetan von den vielen, flexiblen Möglichkeiten, die das Oberlinhaus anbietet, um zu einem Abschluss zu gelangen. „Es muss immer mehrere Wege zum Ziel geben“, so Kern, der zum Abschluss des Gesprächs nach den Zukunftsplänen des Ausbildungsstandortes fragte.
„Vor kurzem fand der Spatenstich für ein neues Schulgebäude mit Internatsplätzen statt “, erläuterte die Physiotherapeutin Marzieh Taghiani. Sie sei „die Neue“ im Team und für den Aufbau einer Physiotherapieschule zuständig, die fest integrierter Bestandteil des Neubaus werden solle. In dem neuen Campus werden unterschiedlichen schulische Ausbildungsgänge zusammengefasst werden. Auch die neue Pflegeschule im Landkreis Freudenstadt gGmbH, die das Oberlinhaus in Kooperation mit der KLF begründet hat, ist dort fester Bestandteil des Konzepts. Geplant ist im Schuljahr 2023/24 mit rund 400 Auszubildenden durchzustarten. „Das Oberlinhaus ist jetzt schon ein wichtiger Ausbildungsstandort in der Region, aber der Neubau mit der Pflegeschule lässt den Campus zu einem der attraktivsten Ausbildungsorte im Nordschwarzwald werden. Es ist eine sinnvolle und notwendige Maßnahme, um Fachkräfte für Freudenstadt und die Umgebung auszubilden und dem allgegenwärtigen Mangel an Pflegekräften die Stirn zu bieten“, begrüßte Timm Kern die Zukunftspläne des Oberlinhaus.